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| Tourendetails Galenstock 3586m, Obere Bielenlücke 3248m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 19.02.2015 |
Region | |
Kartennummer | SAC Zentralschweizer Voralpen und Alpen, 1231 Urseren, 255 S Sustenpass |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | 18. August 1845 - E. Desor, Vater und Sohn D. Dollfuss und mit den Einheimischen H. Währen, M. Bannholzer, P. Brigger und H. Jaun. |
Anforderung | WS+, I 4.1/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 21.5km
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Höhenmeter | 2280m 2280m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NE |
Gipfel erreicht? | Nein |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Galenstock 3586m, Obere Bielenlücke 3248m, mit Bertran
(Unterwegs am Tiefengletscher - eine Spurt führte zur Oberen Bielenlücke, Richtung Galenstock war noch niemand unterwegs)
//Motivation
Den heutigen Prachtstag wollten wir nicht ungenutzt lassen! Und da wir beide nach einer alpinen Tour lechzten, waren wir uns schnell einig, den Galenstock auf den Plan zu rufen. Von Oli wusste ich, dass der Galenstock letzte Woche Besuch erhalten hatte. Unterdessen war aber eine Ladung Neuschnee dazugekommen, und die Verhältnisse würde wohl wieder ganz andere sein. Trotzdem wollten wir unser Glück versuchen.
(Fussaufstieg zum Galenstock - exponierte Querung und kurze Kletterstelle)
//Tour
Start in Realp 1550m bei -11° Grad. Die breit ausgetretene Spur zum Tätsch war wie erwartet ziemlich glasig, Harscheisen hatten hier gute Dienste geleistet. Dem Tiefenbach folgend wurde die Spur dann bereits dünner, daneben lagen bestimmt 30cm Neuschnee. Erst jetzt wurde uns gewahr, dass es hier in den letzten Tagen deutlich mehr geschneit haben musste als angenommen.
Nachdem wir auf dem Ausläufer des Tiefengletschers eine kurze Pause eingelegt hatten, begannen wir mit dem Anstieg Richtung Obere Bielenlücke Pkt. 3248m. Der Tiefengletscher war tief verschneit, und lediglich drei Abfahrtsspuren zierten die Hänge, die Motivation stieg schier ins Grenzenlose. Nun war uns auch klar, dass sich seit den letzten Niederschlägen noch niemand Richtung Galenstock verirrt hatte, und wir den Gipfel selbst anzuspuren hatten. Wir freuten uns darauf.
Auf 3160m verliessen wir die bestehende Spur zur Oberen Bielenlücke 3248m, um eine frische Spur Richtung Galenstock resp. Skidepot unterhalb Pkt. 3418m anzulegen. Nachdem wir einige Spalten umgangen hatten, gelangten wir sicher zu den Felsen am Fusse des Nordgrates und zum Skidepot beim grossen Windkolk. Die vor einigen Jahren frisch installierte Eisenleiter war von weitem sichtbar.
(Wühlmäuse am Nordgrat)
Während wir zuvor unter dem Nordgrat durchgequert waren, fiel unser Blick auf das Galenstock Ostcouloir. Es präsentierte sich bestens eingeschneit, die Einfahrt rechts der grossen Wechte schien gut zu gehen, und auch der Bergschrund war problemlos zu überwinden. Schon lange wollte ich dieses Couloir mit Ski befahren, vielleicht würde es sogar heute klappen? Nach einer kleinen Analyse hatten wir uns entschlossen die Ski mitzunehmen. Und falls wir schlussendlich doch den Schwanz einziehen würden, könnten wir immer noch bei den Wächten am Nordgrat Richtung Tiefengletscher abfahren. Diese Variante B hatte ich ebenfalls bereits im vorbeigehen gecheckt.
Nach einer kleinen Ess- und Trinkpause machten wir uns mit aufgebundenen Ski an den Fussaufstieg. Die exponierte Querung nach der Eisenleiter war nicht ganz trivial, Schritt für Schritt tasteten wir uns vorwärts und versuchten dabei die Ideallinie zu treffen. Ist schon erstaunlich um wieviel ernsthafter ein Anstieg sein kann, bei winterlichen Verhältnissen ohne Anhaltspunkte, geschweige denn einer Spur. Vor drei Jahren war dieser Anstieg vergleichsweise ein Kindergeburtstag.
Nachdem wir für etwa 100m horizontal gequert hatten sahen wir das Exitcouloir, welches mit einem Fixseil versehen war. Nach einigen Kletterzügen standen wir auf dem Nordgrat. Nun wurde es richtig lustig. Stellenweise lag der eingeblasene Schnee hüft- bis brusttief, wir kamen uns vor wie Wühlmäuse, als wie unseren Weg durch die steilen Flanken bahnten. Als wir dann endlich zu den Wechten gelangten wurde es endlich besser, doch irgendwie hatte sich eine gewisse Sättigung breitgemacht. Der Gipfelaufschwung sah tief verschneit aus und würde uns erneut viel Zeit kosten. Der Abstieg würde, falls wir uns gegen die Skiabfahrt durch das Ostcouloir entschieden, nicht ganz ohne Risiken verbunden sein. Das Seil hatten wir zuhause gelassen, und mit unserer 20m-Reepschnur waren wir leider etwas knapp bestückt.
(Am Nordgrat, hier war Schluss für heute - Direkte Abfahrt über die E-Flanke auf den Tiefengletscher)
Somit liessen wir es gut sein und entschlossen uns zur Umkehr, respektive zur Abfahrt über die E-Flanke auf den Tiefengletscher. Denn umsonst hätten wir die Ski nicht hochgetragen. Nun galt es die Lücke zwischen den Wechten zu finden; von unten hatten wir gesehen dass es möglich war, von hier oben war die Stelle schlecht zu erkennen. Mit Hilfe der Reepschnur und Pickelsicherung tasteten wir uns vor zu den Wechten um in die Flanke zu schauen und die geeignete Einfahrt zu finden. Beim dritten Anlauf wurden wir schliesslich fündig.
Die Einfahrt war steil und das Adrenalin schoss ins Blut, doch nach wenigen Sekunden stellte sich die Gewissheit ein, dass wir richtig entschieden hatten und problemlos auf den Tiefengletscher gelangen würden. Der Bergschrund war problemlos zu passieren, und so konnten wir kurze Zeit später unsere Spuren bestaunen. Es hatte sich eine beachtliche Menge an Sluff den Berg hinuntergeschoben. Bertran hatte in der Engstelle noch etwas Felskontakt...
Trotz des Scheiterns am Gipfel vergossen wir keine Tränen, denn die alpinistische Herausforderung war trotzdem gehörig und die Entscheidung zur Umkehr für uns absolut in Ordnung. Und spätestens nach der folgenden Abfahrt über den Tiefengletscher war sowieso alles vergessen. Es waren die tollste Abfahrt und die besten Schneeverhältnisse im bisherigen Winter! Und weil es so gut war, hatten wir auf halber Höhe noch einmal angefellt, um ein weiteres Mal Richtung Berg zu steigen. Nun war die Obere Bielenlücke Pkt. 3248m das Ziel, wo wir nach einer guten halben Stunde eintrafen. Nach einer ausgiebigen Pause hatten wir erneut die Ehre, unsere Spuren in den frischen Schnee zu zeichnen. An dieser Stelle folgt ein kleiner Film von der Traumabfahrt am Tiefengletscher:
Nach 800 Höhenmetern Abfahrt in bestem Pulverschnee erreichten wir mit brennenden Beinen die Ausläufer des Tiefengletschers. Mit einem breiten Grinsen schafften wir anschliessend die durchzogene Abfahrt über's Älpetli nach Tiefenbach. Und da wir keine Lust hatten auf noch mehr Bruchharsch, folgten wir ab da vorwiegend der präparierten Passstrasse bis hinunter nach Realp.
//Fazit:
Etwas überrascht mussten wir feststellen, dass in den letzten Tagen einiges an Neuschnee gefallen war, was die Besteigung des Galenstocks deutlich anspruchsvoller gestaltete als uns lieb war (Spuranlage, Routenfindung). Aufgrund der bereits fortgeschritten Zeit und der weiterhin anspruchsvollen Verhältnisse hatten wir schlussendlich auf die Gipfelbesteigung verzichtet, glücklicherweise gestaltete sich der Abstieg resp. die Abfahrt als weniger zeitraubend...
Doch auch wenn wir bei der heutigen Tour keinen Gipfelerfolg verbuchen konnten, so war es dennoch ein absolut genialer Tag: Wir konnten fantastische Schneebedingungen geniessen (die besten bisher in diesem Winter), und dies bei Kaiserwetter und einer unglaublichen Fernsicht! Einziger Wermutstropfen war der durch die Schweizer Luftwaffe verursachte und beinahe omnipräsente Fluglärm; dabei kreisten die Hornissen auf Minimalflughöhe (3950m) über dem Galenstock 3586m und übten sich im Nahkampf.
(Traumabfahrt am Tiefengletscher - 900 Höhenmeter unverspurter Pulver)
//Facts:
- Route: PP Realp - Tätsch - Tiefenbach - Tiefengletscher - Skidepot 3330m - Nordgrat 3430m - Tiefengletscher - Obere Bielenlücke - Tiefengletscher - Älpetli - Tiefenbach Pkt. 2106m - Hotel Galenstock - PP Realp.
- Distanz: 21.5km
- Höhenmeter: 2280m
- Schnittpuls: 110bpm
- Ausrüstung: DYNAFIT SE7EN SUMMITS, Harscheisen, Steigeisen, Pickel, 20m Reepschnur.
- Verpflegung: 1.4l Iso, 2 Gels, 1 Powerbar, Sandwich.
//Die Zeiten:
- Start PP Realp 1550m um 07:06 Uhr
- Ankunft Tiefengletscher 2540m um 09:04 Uhr.
- Start Tiefengletscher 2540m um 09:13 Uhr.
- Ankunft Galenstock Skidepot 3330m um 10:58 Uhr.
- Start Galenstock Skidepot 3330m um 11:15 Uhr.
- Ankunft Galenstock N-Grat (Wechten) 3430m um 12:35 Uhr.
- Start Galenstock N-Grat (Wechten) 3430m um 12:48 Uhr.
- Ankunft Tiefengletscher 2910m um 12:58 Uhr.
- Start Tiefengletscher 2910m um 13:05 Uhr.
- Ankunft Obere Bielenlücke Pkt. 3248m um 13:29 Uhr.
- Start Obere Bielenlücke Pkt. 3248m um 14:06 Uhr.
- Ankunft PP Realp 1550m um 14:54 Uhr.
- Total ohne Pausen: 6h25min
- Total mit Pausen: 7h47min
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Bei schlechten Verhältnissen (Pulverschnee, kompletter Ausaperung, Eis), aber auch für unsichere Tourengänger kann am Nordgrat sowie am exponierten Gipfelaufschwung des Galenstocks Seilsicherung angebracht sein, Sicherungsstangen leisten v.a. im Abstieg gute Dienste.
Über die Verhältnisse kann man sich bei der Albert-Heim-Hütte 2542m informieren. Dort findet man auch weitere Tourenideen: klick!
Weitere Berichte vom Galenstock findet man hier: klick!
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