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 | Tourendetails Hintisberg 2241m - TNT & Todi & Sigrif |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 08.07.2007 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem West 2010 / Sportklettern Berner Oberland 2011 |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | C |
Höhenmeter | 180-220m
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Exposition | S |
Meereshöhe | 2100 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühling - Herbst |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Ofen, Cheselenflue |
Beschreibung | Hintisberg 07./08.07.2007, mit Martine, Tom und Harold
Der Hintisberg ist eine steile und kompakte, mit vielen Dächern durchzogene Wandflucht. Vorwiegend griffige und athletische Leistenkletterei in genialem Bänderkalk (horizontale Schlitze). Steile und athletische Dachzonen wechseln sich ab mit extrem scharfen und technischen Tropfloch-Passagen.
Am Freitag Abend noch, nach dem erfolgreichen Tessin-Exkurs (siehe Bericht), nach Interlaken gefahren und in Toms Grand Hotel übernachtet (dankeschön!).
Am Samstag Morgen dann, bei bestem Wetter, zu viert auf die Alp Hintisberg gefahren und in 30 Minuten zu den Einstiegen hochgelatscht. Martine und Harold sind eingestiegen in Todi (6c+), während Tom und ich daneben die TNT (7a) kletterten.
TNT, 5 Sl, 7a, 6b obl. (****)
Die TNT ist eine Ochsner Kreation aus dem Jahre 2003. Eine Dächli-Power-Route par Excellence. Die Zwischensicherungen müssen oft verlängert werden (2 Express hängen oder mit Schlinge verlängern), um starken Seilzug zu vermeiden.
- 1. Sl. 6b: Schöne Sl und gleich athletisch zu Beginn. Die Crux der Ausstieg vom Dächli an kleinen Griffen (rechts bleiben und hochschnappen).
- 2. Sl. 6c: Schöne Seillänge an horizontalen Schlitzen und athletisch durchs Dach.
- 3. Sl. 6b+: Beim 2. Dächli stark nach rechts (verlängern).
- 4. Sl. 6c+: Crux ein weiter Zug nach rechts unter dem Dächli.
- 5. Sl. 7a: Sehr schöne Seillänge, die Crux gleich zu Beginn: Es müssen hier einige gute Leisten in der richtigen Abfolge geschnappt werden, dann passts. Anschliessend dann sehr schöne und homogene Kletterei an feinen Leisten.
Über Todi abgeseilt (2x mit 60m Halbseilen, ansonsten 3x), und nach einer kurzen Pause dann auch noch in Todi eingestiegen:
Todi, 4 Sl, 6c+, 6b obl. (***)
Die Todi, eine Kreation der Remy-Brüder aus dem Jahre 1992, ist eine äusserst schöne und homogene Route an vertikalen Schlitzen, Tropflöchern und Chickenheads.
- 1. Sl. 6a: Sehr schöne und anhaltende Seillänge mit einer kniffligen Einzelstelle, würde ich eher als 6a+ bewerten.
- 2. Sl. 6c+: Die Crux gleich zu Beginn: Von einem Untergriff mit rechts muss ein schlechter Seitgriff mit links gehalten werden, danach mit rechts überkreuzen und hoch an eine schräge Leiste (Stehproblem). Grosse Leute haben hier einen Vorteil: Sie können ev. direkt vom Untergriff (mit beiden Händen) mit rechts hoch an einen schlechten Griff und dann mit links weiter an die Leiste. Anschliessend sehr schöne und homogene Leistenkletterei inkl. zweier Piaz-Stellen, super!
- 3. Sl. 6b: Sehr schöne Seillänge mit der Crux beim Dach.
- 4. Sl. 6c: Sehr schöne Seillänge, die Crux gleich zu Beginn: Mit Power hoch an Leiste schnappen und schwupp die Füsse hochstellen. Anschliessend dann sehr schöne und homogene Kletterei an feinen Leisten.
Erneut 2x über Todi abgeseilt zum Einstieg. Zurück in Interlaken lassen wir uns verwöhnen mit Bier und Pizza, wahrlich ein vollkommener Tag!
(Prächtige Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau.)
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Am Sonntag morgen dann die Überraschung: Entgegen der Wetterprognose hatte es am frühen Morgen schon geregnet, trotzdem sind Tom und ich erneut zur Alp Hintisberg hochgefahren, um wenigstens den Versuch zu wagen, die anspruchsvolle Route Sibiriade zu klettern. Doch schlussendlich kam alles anders...
Sigrif (Sibriade), 5 Sl, 6c+, 6b obl. (***)
Wie gesagt wollten wir eigentlich die Sibiriade angehen - eine anspruchsvolle Ochsner Kreation aus dem Jahre 2001 - viele Dächer und anhaltende Kletterei zeichnen diese Route aus, und sie wartet mit einer extrem schwierigen, ersten Seillänge auf.
In der zweiten Seillänge gelangten wir dann (leider) in die Route Sigrif der Gebrüder Remys (weil wir das Topo nicht genau studiert hatten), und kletterten anschliessend diese Tour zu Ende. Man klettert in der Sigrif im typischen Remys-Stil oftmals um die Bohrhaken herum und die Linie scheint etwas gesucht, trotzdem aber ist es eine schöne Tour in super scharfem Fels, und die 6c-Querung in der 5. Seillänge sehr spektakulär und ausgesetzt.
- 1. Sl. Sibiriade 7b (6c+ A1): Kaltstart mit einer knackigen Stelle über das Dach, besser über Sigrif einsteigen.
- 2. Sl. 6c+ Nach dem Dach (3. Bh) sind wir anstatt nach rechts nach links ausgestiegen und in der Sigrif gelandet, welche anschliessend noch mit einer knackigen Crux aufwartete (für die Sibiriade muss man an der Dachkante ca. 3m nach rechts traversieren zum nächsten Bh und dann gerade hoch).
- 3. Sl. 6b: Nun gings also in der Sigrif weiter: Eine kurze aber schöne Seillänge in scharfem Fels. Erst hier beim 3. Stand merkten wir, dass wir falsch waren (Der Stand der Sibiriade befindet sich ca. 20m rechts).
- 4. Sl. 6b: Wir blieben in der Sigrif, das Wetter wurde nun zunehmend schlechter: Zuerst etwas links das Dach hoch, danach ein Quergang nach rechts in äusserst scharfem Tropflöcher-Fels (kühn gesichert), beim queren eher tief bleiben. Zum Schluss dann links über ein kleines Dach.
- 5. Sl. 6c: Nun ging es Schlag auf Schlag, starker, böiger Wind kam auf und wir wurden von Wolken umhüllt, richtig gfürchig! Bitte keinen Regen jetzt, denn wir mussten noch eine Seilänge klettern, um zu einem einigermassen vernünftigen Abseilstand zu gelangen - also nix wie los, auf das die Sohlen brennen: Zuerst etwas links athletisch ein Dach hoch (Crux), dann ein luftiger Quergang nach rechts in scharfem Tropflöcher-Fels.
Geschafft, die letzte 5c-Seilänge schenkten wir uns, wir wollten gar nicht daran denken, wie es oben am Ausstieg zu und her gehen würde, zudem hatte nun auch der Regen eingesetzt, und auf nassem Gras hinüber zur Abseilpiste zu queren ist ja auch nicht ganz ungefährlich. Hier in der Wand waren wir wenigstens noch einigermassen geschützt, wir mussten nun halt eine durchaus luftige Abseilfahrt in Kauf nehmen (über die Sibiriade), d.h. Exen einhängen, sonst müssen dann die Prusikschlingen oder der Jümar hervorgeholt werden. In 3x abseilen erreichten wir dann sicher den Boden, nass aber froh, dass alles doch ziemlich reibungslos vonstatten ging.
Bemerkungen:
Die Kletterei am Ofen ist der am Hintisberg sehr ähnlich (Leisten, Dächer und Tropflöcher), am Ofen sind die brüchigen Bänder jedoch manchmal etwas störend, am Hintisberg sind diese nicht so zahlreich (insgesamt kompakter). Und natürlich ist die Aussicht am Hintisberg einmalig. Somit gibts für den Hintisberg fünf Sterne, für den Ofen bloss vier.
Alle Routen sind meist gut gesichert (Keile und Friends nicht zwingend), trotzdem sind manchmal etwas weitere Abstände zu bewältigen.
Einen weiteren Bericht zu Todi/Tintagel findest Du hier.
Taxe zum Befahren der Alpstrasse CHF 10.-- (bezahlen im Rest. Stalden oder beim Älpler)
Projekte:
- Floh 7b (Schnapp, schnapp, schwupp hehe:)
- Sibiriade 7a mit Einstieg (Sl.1+2) über Sigrif
- TNT 7a rotpunkt
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen ist seit 2010 im Buchhandel erhältlich, doch kam er mir erst kürzlich zwischen die Finger. Das Buch ist liebevoll gemacht und beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie dem Hintisberg) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Es ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte zum Sportklettern am Hintisberg auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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