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 | Tourendetails Wendenstöcke - Lancelot |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 31.08.2009 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem West / Sportklettern Berner Oberland |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | Yves u. Claude Remy, 1992 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | A |
Höhenmeter | 250m
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Exposition | S |
Meereshöhe | 2300 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Juli - Oktober |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Nein |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Excalibur |
Bilder (© Chris & Marcel) | Zum Fotoalbum |
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Beschreibung | Lancelot 7a, 6c obl., 9 Sl. (****), mit Marcel
(Der eindrücklich steile Excalibur-Pfeiler)
Start um 07:00 Uhr auf der Wendenalp 1603m. Zustieg in 75 Minuten, zuletzt ziemlich exponiert und heikel (T6) zum Vorbau des Excalibur-Pfeilers (Schlingenstand) auf ca. 2400m. Einen Helm zu tragen für den letzten Abschnitt ist sicher nicht falsch, denn Steinschlag kann durch Steinböcke ausgelöst werden. Nachdem wir uns gestärkt und das viele Gear montiert hatten, sind wir um 08:45 Uhr in die Route eingestiegen.
Vorbau:
1. Sl. 6a+: Nach Su und 1. Bh. nach links queren unter dem Graseinschluss, nachdem der nächste Bohrhaken geklippt ist, folgt in schöner Wandkletterei ein Runout bis zum nächsten Bolt. Anschliessend griffiger nach rechts zum nächsten Bolt, dann wieder gerade hoch, bei der folgenden Crux etwas nach links klettern. Anschliessend leichter, es kann noch ein Cam in eine Riss gelegt und eine Sanduhr als Zwischensicherung benutzt werden, dann kommt der Stand.
2. Sl. 6b: Nach dem Stand kann eine Sanduhr als Zwischensicherung benutzt werden, die erste Crux folgt dann nach dem 1. Bolt, in feingriffiger Kletterei nach links zum nächsten Bolt. Nach der Linkstraverse folgt dann die exponierte Schlüsselstelle, auf griffarmer Platte nach links klettern und an Wasserrillen und Slopern hoch zum nächsten Bolt (tricky). Anschliessend folgt etwas leichtere Kletterei, bis zum steilen Wasserrillen-Ausstieg kurz vor dem Top, dies ist noch einmal ziemlich fordernd aber sehr schön!
>> Die 6a+-Variante rechts rum (2. Sl) sieht deutlich einfacher aus.
Nach einer (Seillänge) in Gehgelände an den Wandfuss des Pfeilers, zum Schlingenstand der Lancelot, bei der markanten Verschneidung, folgt dann die eigentliche Tour:
1. Sl. 5c+: Athletische, anhaltende aber griffige Verschneidungskletterei. Nicht allzu schwierig, gegen oben hin leichter, bezüglich Absicherung jedoch anspruchsvoll, auf 40m stecken lediglich 3 Bh! Somit für die Verschneidung viele mittlere bis grössere Camalots parat haben (Gr. 0.75-3, Gr. 1+2 ev. doppelt).
2. Sl. 6c+: Auf den ersten Metern feingriffige Wandkletterei an scharfem Fels, die anspruchsvolle Crux folgt zwischen 3. und 4. Bolt (ev. Trittschlinge)! Anschliessend erneut sehr anpsruchsvolle, aber relativ griffige Wandkletterei an teilweise messerscharfem Fels, einige Meter vor dem Top etwas nach links klettern dann wieder nach rechts zurück und hoch zum sehr unbequemen Hängestand!
3. Sl. 7a: Anspruchsvolle Wandkletterei an messerscharfem Fels zu Beginn (ca 6b+/6c), relativ gut gesichert mit einer Sanduhr und einigen Bohrhaken, anschliessend leichter, dafür Runout, welcher mit Cam. 2 in Riss entschärft werden kann. Zuletzt folgt die athletische Crux (steile Leistenkletterei an plattigem Fels), welche mit Hilfe der 3 relativ nahe gesteckten Bohrhaken A0 bewältigt werden kann. Die Rechtstraverse vom letzten Bh zum luftigen Hänfgestand ist nochmals etwas expo.
4. Sl. 6c: Spärliche Absicherung, in der ganzen Seillänge stecken bloss 4 Bh! Nach dem 1. Bh folgt bereits eine erste schwierige Stelle. Da uns die vorherigen Seillängen bereits (zu) sehr in Anspruch genommen hatten und die Psyche am Boden war, hatten wir hier zum Rückzug geblasen und stattdessen 1x luftig abgeseilt bis auf das Band (pendeln), und ca. 20m nach links gequert zum Stand von Excalibur (in der Nische oberhalb der 5c+-Verschneidung). Das Seil schräg abgezogen, glücklicherweise ohne Seilverklemmer... Anschliessend noch 2x abgeseilt (dieses Mal ohne Seilverklemmer, da peinlichst genau auf die Seilführung geachtet (siehe Toureneintrag Excalibur), zudem den Stand auf der Rampe ausgelassen) über Excalibur an den Wandfuss auf dem Vorbau. Dann noch 2x rasch über den Vorbau abgeseilt hinunter zum Einstieg, 15:15 Uhr (Abseilstelle auf dem Grasband mit Steinmann markiert).
Nach gemütlicher Pause mit toller Aussicht dann langsam an den Abstieg gemacht, vorsichtig aber problemlos zurück zur Wendenalp, 17:00 Uhr. Etwas frustriert zogen wir von dannen, den Anforderungen heute nicht wirklich gerecht geworden zu sein - doch ist es irgendwie auch schön, wenn einem nicht gleich alles auf Anhieb in den Schoss fällt. We will be back....
Bemerkungen:
Material: 50m-Doppelseil, 14 Express, Friends (Cam. 0.3-3, 1+2 ev. doppelt), Kk hatten wir keine dabei, könnten aber durchaus eingesetzt werden.
Lancelot startet bei der markanten Verschneidung in der Pfeilermitte und verläuft mehr oder weniger geradlinig nach oben. Die Kletterei ist sehr homogen, steil, und der Fels ist stellenweise messerscharf. Die Route ist deutlich anspruchsvoller abgesichert als die meisten Touren am Pfaffenhut, oder auch als die Millenium am Reissend Nollen (soweit ich das beurteilen kann). Anhaltende Schwierigkeiten um 6c müssen auch einige Meter über der letzten Zwischensicherung geklettert werden! Die Route ist anhaltend schwierig, hier wird einem wirklich nichts geschenkt! Trotzdem eine super Route, die aber entsprechender Voraussetzungen bedarf...
Den Normaleinstieg über den Vorbei empfand ich deutlich anspruchsvoller als den direkteren und kürzeren Einstieg vom Biwak!
Zustieg: Der Zu- resp. Abstieg zum/vom Excalibur-Pfeiler oder auch Aureus ist deutlich angenehmer, wenn man zuerst dem Weg Richtung Pfaffenhut verfolgt, und nicht weiter durch das Couloir hochsteigt, auch wenn man dort Markierungen oder Steinmänner vorfindet. D.h. also nach der ersten felsigen Kletterpassage auf Wegspuren das exponierte Couloir queren und über die Wiese Richtung Pfaffenhut bis zum Schneefeld aufsteigen. Hier dann aber gerade hoch/leicht rechts der Moräne folgend über Geröll bis unters Felsband aufsteigen, anschliessend horizontal unter diesem Band nach rechts queren, bis zum Steinmann und weiteren Anstieg zu den entsprechenden Einstiegen.
Weitere nützliche Wendeninfos (auf italienisch) gibts unter
planetmountain.com oder auf obsig.ch. In der Ausgabe 09/2010 des SAC-Heftes Die Alpen findet man ferner einen ausführlichen Bericht über die Wendenstöcke sowie eine umfassende und gegenwärtige Gebietsübersicht. Hier gehts zum Download klick!.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen, welcher seit 2010 im Buchhandel erhältlich ist, beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie den Wendenstöcken) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Das Buch ist liebevoll gemacht und ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte über Touren an den Wendenstöcken auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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