Beschreibung | Auf- und abräumen in Mapragg, mit Gian, Martin & Martin
(Mapragg - senkrechte bis stark überhängende Wandklettereien an graugelbem Kalkfels)
Mapragg - man nennt es auch Acherli der Ostschweiz - war einst eines der populärsten Klettergebiete der Region, unterdessen ist es wieder etwas ruhiger geworden an diesem Felsen. Die bis zu 25m langen Leistenklettereien in gehobenen Schwierigkeitsgraden erfordern eine gehörige Portion Ausdauer, im steilen Teil wird aber auch brachiale Boulderkraft gefragt. Die Felsqualität an dieser grau-gelben Mauer ist von erster Güte, nur die ersten Meter ab dem Felsband sind brüchig, dies hat man während dem klettern dann aber bald schon vergessen... Gesichert wird von einem schmalen Felsband (Selbstsicherungsschlinge von Vorteil), Kinder haben hier somit nichts verloren! Die Sonne scheint am späteren Nachmittag an die Wand, trotzdem herrschen hier wohl oft ideale Temperaturen um den ganzen Tag hart zu klettern, nicht zuletzt des Föhnes wegen, welcher für ein angenehmes Lüftchen sorgt.
Bei Föhnlage standen wieder einmal die üblichen Verdächtigen auf dem Plan. Da wir keine Lust auf ein überlaufenes Gebiet hatten, verschlug es uns in eine etwas ruhigere Ecke der Schweiz. Nachdem wir den fast senkrechten Pfad zum Wandfuss hochmarschiert waren, sind wir in folgende Routen eingestiegen:
Femme Fatale 7c (****): Fantastische, homogene Ausdauerroute an einer leicht überhängenden Wand. Die Kletterei ist nicht überaus anspruchsvoll und die Route relativ leicht zu lesen, trotzdem muss man das Ding aber erstmal nach oben bringen... Folgende Cruxsequenzen stechen heraus: Beim ersten Fixexpress (5. Bh) ca. 6B Leistenboulder, zwischen dem 7. und 8. Bh folgt ein 6B+ Boulder mit links an eine kleine Leiste (dazu links hochstehen auf guten Tritt und Körper raufschieben) und mit rechts weit hoch an eine gute Leiste (dazu mit rechts zuerst etwas höher stehen auf guten Tritt, dann den linken Fuss am besten hängen lassen um den Schwerpunkt nach rechts zu verschieben), dann weiter mit links in Loch zu den Schüttlern. Nachdem man hoffentlich etwas Laktat abbauen konnte, folgt eine Sequenz an Seitgriffen und schlechten Leisten bis zu einem Topf weit rechts, den 9. Bh. (Fixexpress) klippen. Nun folgt ein weiterer Leistenboulder ca. 6B, das Problem ist hier, ausgehend von zwei schlechten Leisten, die Füsse direkt hochzustellen auf die Schüssel und den Seitgriff mit links auf Schulter zu schnappen, um dann mit rechts hoch an die schlechte Leiste, aber gleich noch weiter an die gute Leiste zu schnappen, dann klippen. Die letzten Meter bis zum Stand sind eigentlich leicht, aber mit gepumpten Armen ist die Sache noch nicht gegessen, Ruhe und Übersicht bewahren ist angesagt.
>> Mit klammen Fingern ausgecheckt (Exen waren bereits drin) und anschliessend geknipst, super! Total 4 Versuche.
>> Start vom Bödeli ganz links.
>> Für diese super Route kann ich nur die Bestnote vergeben!
Gelegenheitsjob 7a+ (***): Sehr schöne Wandkletterei an Schuppen und Leisten. Eine leistige Einzelstelle zu Beginn der Tour, anschliessend folgt einer schöner und gemütlicher Mittelteil an Riesenhenkeln, bis dann die Crux an Sloperleisten und Seitgriff auf Schulter links folgt. Nach dem Topf beim Fixexpress folgt eine weitere, kurze Leistensequenz, bis es schliesslich gemächlich griffig zum Top geht.
>> a) Kleines Motivationsloch...
Ultramarin 7b (***): Durchgehend schöne Wandkletterei an Schuppen und Leisten. Die letzten Meter an fingerigen Leisten über den Bauch bilden die Crux. Hält man die Augen offen, finden sich ab und an einigermassen passable Ruhepositionen.
>> Die etwas weiteren Hakenabstände verleihen der Tour eine zusätzlich luftige Note.
>> b) ...überwunden! Onsight wenn man beide Augen zudrückt ;-) Den unteren Teil kannte ich bereits von der Kombination, auch wenn ich die Sequenzen bereits wieder vergessen hatte.
Wie erwartet hatte der Föhn heute ziemlich geblasen und für trockenes Wetter, aber auch ziemlich erfrischende Temperaturen gesorgt. Die Daunenjacke hatte gute Dienste geleistet. Nach dem gestrigen, ebenfalls sehr erfolgreichen Klettertag konnte ich heute noch einmal nachdoppeln. Einerseits das Projekt Femme Fatale abschliessen, welches ich Ende Juni probiert hatte, und ganz unerwartet noch einen perfekten Run in Ultramarin geben.
Bemerkungen:
Eine Selbstsicherungsschlinge zum sichern ab dem schmalen Felsband ist von Vorteil! Die ersten Klettermeter zeugen jeweils von schlechter/brüchiger Felsqualität, anschliessend wird der Fels dafür umso besser! Das Klettergebiet Mapragg liegt föhnbegünstigt. Sonne am Fels ab ca. 15.00 Uhr. Es kann auch bei leichtem Regen geklettert werden.
Einige schöne Actionbilder von Mapragg auf sloper.ch.
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