Beschreibung | Mutteristock 2294m und Redertengrat 2220m (Wägital-Klassiker), mit Gian & Matthias
(Mutteristock 2294m, im Frühwinter noch spärlich verschneit)
In den letzten Tagen fiel in den Schweizer Alpen massenhaft Schnee, somit war es an der Zeit, den bereits angestaubten Skitouren-Karsumpel zusammenzusuchen, und in die frisch verschneite Berglandschaft aufzubrechen. Das kam mir gerade gelegen, da sich Körper und Geist schon lange nach einer Pause von der Vertikalen sehnten.
Als Ziel musste es ein Gipfel sein, welcher auch bei erheblicher Lawinengefahr vertretbar, innerhalb einer Autostunde erreichbar und auch für Anfänger machbar wäre, denn es würde Gian's erste Skitour sein. Somit musste wieder einmal der Mutteri dran glauben; das Gelände kannte ich unterdessen wie meine Westentasche, bei geschickter Routenwahl kann man dort die heiklen Stellen alle umgehen. Um zusätzliche Höhenmeter würde anschliessend noch der Redertengrat besorgt sein, das war Ehrensache. Der Plan war somit gemacht. Da man den Mutteri aber ziemlich sicher noch würde anspuren müssen, und dies meist die üblichen Verdächtigen für sich in Anspruch nehmen, schickte ich spontan ein SMS an Matthias und fragte ihn, ob er denn morgen auch am Start sein würde. Der liess sich natürlich nicht Lumpen, und bestätigte mir die Teilnahme auf 08.00 Uhr.
Als wir dann frühmorgens um 08.00 Uhr das Seeende erreichten, stand Matthias bereits in den Startlöchern. Die Temperaturen lagen bei -9 Grad, was sich erstaunlicherweise recht angenehm anfühlte. Bald waren auch wir bereit, und konnten schliesslich die Tourensaison 2012/2013 eröffnen. Der Aufstieg durch den Wald zur Rinderweid, Lufthütte und Mutteristock-Ausläufer war erwartungsgemäss gespurt, so konnten wir diesen Abschnitt gemütlich und kräfteschonend zurücklegen. Ab hier war dann anstrengende Spurarbeit durch tiefen Pulverschnee angesagt, doch geteiltes Leid war halbes Leid (oder halbe Freud), und so gewannen wir schnell an Höhe. Im Schlussabschnitt war dann ein unangenehmer Wind der ständige Begleiter, und so wurde es leider nichts mit der angenehmen Gipfelrast.
Die Abfahrt war dafür umso besser: Stiebender, luftig-leichter und gänzlich unverspurter Canadapow vom Gipfel bis zum Lufthüttli, und kein einziger Steinkontakt, wäre hätte das gedacht! Die brennenden Schenkel erinnerten uns daran, das wir noch am Anfang einer hoffentlich genialen und langen Skitourensaison standen. Nach einer kurzen Pause im vorgeheizten Lufthüttli zogen wir erneut die Felle auf, und schickten uns an zum Sprint Richtung Redertengrat. Die tiefe Spur war recht komisch angelegt (ev. am Vortag im Nebel), doch wir wollten uns nicht beklagen, um eine neue Spur anzulegen fehlten Motivation und Kräfte. Schon bald kam erneut ein stürmischer Wind auf, wenig später dann verschlechterte sich die Sicht und starker Schneefall setze ein, es wurde Zeit die Segel zu streichen und sich an die Abfahrt zu machen, auch wenn uns nur noch wenige Meter zum Grat und Ziel fehlten. Einmal mehr war die Pulverabfahrt ein Hochgenuss, auch wenn das Gelände von der Rinderweid hinunter zum Aberenbach dann doch schon arg verspurt war.
//Fazit:
Natürlich war mir bewusst, dass ich durch's viele Sportklettern die Konditrainings vernachlässigt hatte und die Beinmuskulatur flöten ging, aber dass man in einem halben Jahr so stark abbauen kann hätte ich nicht erwartet! Nach 2000hm Aufstieg fühlte ich mich so leer wie vor einem Jahr nach 3500hm (in der halben Zeit). Natürlich sind die ersten zwei/drei Skitouren immer hart, vor allem wenn man noch spuren muss. Aber dies sind bloss Ausreden, da gibt es nichts anderes als die Laufeinheiten zu intensivieren...
Auch wenn ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, war es aber ein gelungener Auftakt im Wägital! Bei durchzogenem Wetter konnten wir den stiebenden Pulverschnee geniessen, und Gian konnte seine erste Skitour ebenfalls als gelungen verbuchen.
//Produktetest: MYTHOS-Laufjacke von Gore Running Wear
Heute war ich zum ersten Mal mit meiner neuen MYTHOS-Laufjacke unterwegs. Für einmal nicht eine Softshelljacke, welche man in den Bergsportkatalogen findet, sondern eine funktionelle Laufjacke, welche für aufstiegsorientierte Tourengänger die perfekte Lösung ist wie ich finde, daneben braucht man so nur noch eine Hardshell für die Abfahrt einzupacken. Die MYTHOS-Laufjacke ist sehr leicht, liegt eng am Körper, ist atmungsaktiv und trotzdem absolut winddicht.
Ich konnte die Jacke heute günstigerweise bei widrigen Verhältnissen auf Herz und Nieren testen und bin wirklich überzeugt: auch bei Schneesturm und Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt hatte ich im Aufstieg schön warm, und musste mich keiner zusätzlichen Schicht bedienen. Die MYTHOS-Laufjacke avanciert zum verlässlichen Partner auf Skitouren und ist wirklich zu empfehlen!
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Die Zeiten:
Start Seeende Hinter Bruch Pkt. 918m um 08.15 Uhr.
Ankunft Mutteristock 2294m um 11.10 Uhr.
>> Einige längere Pausen inklusive.
Abfahrt Mutteristock um 11.35 Uhr.
Ankunft Lufthütte 1431m um 12.10 Uhr.
Start Lufthütte 1431m um 12.30 Uhr.
Ankunft Redertengrat ca. 2120m um 13.35 Uhr.
>> Ziemlich zügig unterwegs, zuletzt erneut Spurarbeit.
Abfahrt Redertengrat ca. 2120m um 13.43 Uhr.
Ankunft Seeende Hinter Bruch Pkt. 918m um 14.15 Uhr
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GPS-Profil
GPS-Tracks (Rundtour)
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Lawinenbulletin erheblich für Neu- und Triebschnee ab 1600m. Selber hatten wir beobachtet, dass bis 2000m kaum Wind drin war und die Verhältnisse als sicher einzustufen waren, oberhalb (ab dem Rettungsschlitten) änderte sich die Situation und wir konnten sogar einige kleine Schneebretter beobachten, hier war eine geschickte Routenwahl Pflicht.
Bei unsicheren Verhältnissen folgt man ab ca. 1800m nicht dem Sommerweg durch den Kessel unter dem Rund Chopf Pkt. 2048m (dieser Hang kommt immer mal wieder), sondern steigt südlich ausholend über den Rücken, bis man schliesslich wieder auf den Sommerweg trifft (siehe GPS-Tracks).
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