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 | Tourendetails Gross Schärhorn 3294m, Clariden 3267m, ab Linthal (Bike & Ski) |
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Tourenart | Skitour (Speed) |
Datum | 07.06.2013 |
Region | |
Kartennummer | 246 S Klausenpass |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS, I |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 62km
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Höhenmeter | 3700m 3700m |
Lawinenbulletin | gering |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gross Schärhorn 3294m, Clariden 3267m, ab Linthal Dorf (Bike & Ski)
(Die 1. Etappe ist geschafft, gut angekommen auf dem Klausenpass 1948m)
//Motivation
Eigentlich hatte ich nicht mehr daran geglaubt, dass es diese Saison noch mit einer Skitour klappen würde. Unterdessen befanden wir uns ja auch schon im frühsommerlichen Monat Juni! Doch in hohen Lagen war immer noch eine vergleichsweise üppige Schneedecke vorhanden, also wieso nicht noch einmal die verstaubten Ski's aus dem Keller holen?!
Da ich keine Lust auf eine weite Anreise hatte, fiel die Wahl zwangsläufig auf die Region Klausen- oder Furkapass. Der Klausenpass 1948m wurde seit gestern für den Verkehr freigegeben, da könnte man doch gleich noch mit dem Bike hochradeln? So würde ich trotzdem genügend Höhenmeter zusammen bekommen und meine Grenzen ausloten können. Nachdem Fragen wie Kleidung, Taktik, Transport und Logistik geklärt waren, legte ich mich für einige Stunden auf's Ohr, bevor ich mich in tiefer Nacht Richtung Zigerschlitz aufmachte ...
//Bike
Als ich das Auto in Linthal Dorf Pkt. 660m abgestellt und die Signallichter montiert hatte, bin ich in die laue Nacht hinaus gestartet. Obwohl nicht sonderlich kalt, war ich trotzdem froh über die Armlinge, nur im Kurzen wäre es wohl zu kalt gewesen. Nach den ersten flachen Metern ging es dann bald zur Sache, und wenig später war die Betriebstemperatur erreicht. Schon bald begann es zu dämmern, welch grandiose Stimmung! Und immer noch keine Autos unterwegs Richtung Klausen - aber die würden bestimmt noch kommen. Relativ locker und ausgeruht erreichte ich den Urnerboden, die vielen Trainingseinheiten schienen sich ausbezahlt zu haben. Ohne Pause trat ich weiter in die Pedalen, um via Jägerbalm und Vorfrutter Hüttli die Passhöhe zu erreichen. Auf den letzten Metern zum Klausenpass 1948m säumten meterhohe Schneemauern den Strassenrand, nicht ganz alltäglich mit dem Bike hier durchzufahren. Von weitem konnte ich dem emsigen Treiben zusehen, wie sich dutzende Skitüreler Richtung Clariden aufmachten; ich mochte ihnen den Vorsprung durchaus gönnen ;-)
Kurz vor sechs Uhr hatte ich die Passhöhe 1948m erreicht, die 1. Etappe war geschafft! Nun galt es die Speicher wieder aufzufüllen, doch zuerst wollte der Tenuewechsel vollzogen werden - von kurz auf lang und von nass auf trocken, ein gutes Gefühl! Als alle Lebensgeister zurückgekehrt waren und die Beine wieder unruhig wurden, gab es schliesslich kein Halten mehr, und ich bin in Runde 2 gestaret.
//Ski
Da ich zwar ein sehr leichtes Ski-Setup, dafür aber keine Harscheisen dabei hatte, war ich mir zu Beginn gar nicht so sicher, ob ich es nur schon bis zum Iswändli Pkt. 2872m schaffen würde. Meine Befürchtungen hatten sich glücklicherweise nicht bestätigt; der Schnee war zwar hart aber meist griffig, mit kräftigem Stockeinsatz konnte ich die steilen Passagen gut meistern, bei eisigen Verhältnissen dagegen hätte ich wohl abbrechen müssen. So aber konnte ich rasch an Höhe gewinnen, und nach etwas mehr als einer Stunde hatte mich der Nebel auf dem Chammlijoch Pkt. 3021m verschluckt.
Ein abrupter Szenenwechsel: bis vor wenigen Minuten befanden sich ständig Tourengeher in unmittelbarer Nähe, doch diese waren ausnahmslos Richtung Clariden abgebogen, so war ich nun auf mich alleine gestellt. Und dies im kompletten Whiteout, immerhin wusste ich in etwa wo ich mich befand. Glücklicherweise aber hatte sich der Nebel so schnell wieder gelichtet wie er gekommen war, und legte die Sicht frei auf den wunderschönen Hüfifirn. Zwei Tourengeher waren gerade im Begriff sich an die Abfahrt Richtung Chammlihoren zu machen, also war ich doch nicht ganz alleine unterwegs. Während die beiden rasch an Weite gewannen, ging es bei mir nicht ganz so schnell vorwärts, da ich die Felle erst gar nicht weggenommen hatte. Der Zeitverlust hielt sich jedoch in Grenzen, und ich brauchte nun nicht wieder anzufellen, sondern konnte gleich über die steile SE-Flanke Richtung Schärhorn ansteigen. Von der Chammlilücke waren unterdessen noch weitere Gipfelaspiranten eingetroffen, ein Solist war schon weit oben am Werk, diesen würde ich wohl nicht mehr einholen können. Während im unteren Teil der E-Flanke der Schnee schon gut transformiert und griffig war, wurde es im Mittelteil zunehmend eisiger. Nachdem ich den Bergschrund auf ca. 3040m überwunden hatte, querte ich mühsam auf den Kanten bis ans Ende der Flanke, bevor ich schliesslich klein bei gab, und die Ski's am Rucksack befestigte. Zu Fuss und in bestem Trittschnee stieg ich die letzen Meter die steile Flanke hoch zum Bocktschingelgrat. Für die letzten, ausgesetzten Meter über den S-Grat auf den Gipfel hatte ich dann trotzdem noch die Steigeisen montiert, bei Hartschnee ohne vorhandener Trittspur sicher die richtige Entscheidung. Und so hatte ich sie wenigstens nicht vergebens hochgetragen.
Auf dem Gipfel hatte bereits eine gewisse Bergsteiger-Prominenz auf mich gewartet, um den Moment meiner Ankunft fotografisch festzuhalten (herzlichen Dank dafür, David): klick! Das Glück, endlich ganz oben zu stehen, obsiegte über die Müdigkeit, welche sich auf den letzten Metern bemerkbar machte, hatte ich doch immerhin schon mehr als 3000 Höhenmeter in den Beinen.
(Gross Schärhorn 3294m SE-Flanke)
Nachdem die Appetitlosigkeit mit einem Schoggiriegel überlistet wurde, und ich nach wenigen Minuten wieder zu Kräften kam, war der Entschluss gefallen, trotzdem noch den Abstecher Richtung Clariden in Angriff zu nehmen. Nicht via Chammlijoch und über den W-Grat, da würde bis dahin wohl reger Gegenverkehr herrschen, sondern weitläufig, dafür einsam, um das Claridenhorn herum, und über die E-Flanke auf den Gipfel.
Zuerst einmal folgte nun aber der genussvollere Teil, nämlich der Fussabstieg über den steilen S-Grat, bis dieser flacher wurde und einen bequemen Wechsel auf die Ski's ermöglichte, dann die Abfahrt in bestem Sulzschnee über die SE-Flanke hinunter auf den Hüfifirn ca. 2780m. Volle Fahrt voraus! hätte ich nun am liebsten gerufen, doch wusste ich bereits jetzt, dass dies noch ein hartes und zähes Stück Arbeit werden würde. Also startete ich vielmehr gemächlich Richtung Claridenhorn, nur ab und an einen Schluck aus der Trinkflasche genehmigend, im Wissen, dass ich die mitgeführten 1.2 Liter gut einzuteilen hatte. Nachdem ich das Claridenhorn passiert hatte und nach Norden abgebogen war, hielt ich mich zuletzt Nahe an den Felsen, um bereits möglichst hoch in die E-Flanke des Clariden zu gelangen. Der Schnee war hier stark aufgeweicht und der Bergschrund bereits sichtbar, es galt also die Augen offen zu halten. Anschliessend gelangte ich in einigen Kehren auf eine letzte Abflachung, bevor ich über den recht steilen Schlusshang das Gipfelplateau erreichen würde. Aber just in dieser Verflachung passierte es: der Hammermann hatte mich eingeholt! Obwohl der Wille zum K(r)ampf noch vorhanden gewesen wäre, wollten die Beine einfach nicht mehr mitmachen. Also wurde noch den letzte Rest aus dem Gel gequetscht und mit dem allerletzten Tropfen Sponser runtergespült, bevor ich mich mit einem letzten Effort auf den Gipfel prügelte. Die Überwindung des Bergschrundes war nicht ganz ohne, immerhin waren die Sinne noch geschärft und liessen mich nicht im Stich. Doch dann war es geschafft: langsam neigte sich das Gelände zurück und gab das Gipfelkreuz Preis, welch grossartiger Augenblick!
Es war unterdessen kurz vor 11.00 Uhr, die meisten Besucher hatten sich bereits wieder Richtung Klausenpass aufgemacht. So konnte ich den schönen Moment in Ruhe geniessen, und lernte dabei noch Pascal kennen, mit welchen ich die Skitour dann auch beenden würde. Nach einer für meine Verhältnisse schon sehr ausgiebigen Pause machten wir uns an den Abstieg über den W-Grat. Obwohl mit Ketten gesichert, sollte man sich hier trotzdem keinen Fehler leisten, sonst segelt man einige hundert Meter über die Nordwand hinab, und endet dann irgendwo in einem dunklen Bergschrund. Die Steigeisen verliehen uns bei den wenigen Kletterstellen den nötigen Halt, und so erreichten wir problemlos den Vorgipfel Pkt. 3191m, und gelangten in wenigen Schritten hinab zum Skidepot auf ca. 3120m.
Clariden 3267m Westgrat)
Nun folgte noch eine geniale Abfahrt hinunter zum Klausenpass 1948m, in immer noch perfektem, super drehenden Sulzschnee, erstaulich angesichts der bereits fortgeschrittenen Tageszeit. Die leichten Ski's zeigten zudem eine beachtlich gute Abfahrtsperformance, dies hätte ich nicht erwartet! Erst ganz unten wurde der Schnee immer schwerer und tiefer, aber es hätte viel schlimmer sein können. Wohlbehalten erreichten wir wenig später die Passhöhe, ab hier gingen Pascal und ich wieder getrennte Wege. Er nahm auf dem bequemen Sessel seines Sportsmobils Platz, ich musste mich wohl oder übel wieder auf den unbequemen Velosattel schwingen.
//Bike
Nachdem ich die Ski's und Stöcke wieder am Bike befestigt, und die Schuhe am Rucksack aufgebunden hatte, machte ich mich an die rasante Abfahrt Richtung Linthal. Während der entspannten Talfahrt blieb mir genügend Zeit, die ganze Tour noch einmal Revue passieren zu lassen. In Linthal gab es dann erstmal etwas Süsses und eine Dosis Koffein, bevor auch ich mich in den bequemen Autositz schlaufte und auf den Heimweg machte.
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//Fazit:
Das war wirklich eine super Geschichte heute und eine tolle Grenzerfahrung, von der Planung bis zur Ausführung hatte alles gepasst! Ich könnte mich durchaus motivieren, die Tour einmal direkt vor der Haustür zu starten, dazu müsste ich mir allerdings zuerst einen strassentauglichen Göppel zulegen.
//Ausrüstung:
...auf dem Bike:
- Hose: Traverse 3/4 Tights (Dynafit)
- Armlinge
- Helm
- Rucksack, darauf die Schuhe befestigt mittels Spannset.
- Stirnlampe, rot blinkende Arm(Bein)leuchte
- 1l Iso Getränk
...auf den Ski's:
- Ski / Bindung: DY.N.A. / Low Tech Race (Dynafit)
- Boots: DY.N.A. PDG (Dynafit)
- Stöcke: DNA Race Carbon (Dynafit)
- Wetterschutz: Aphex PTX (Dynafit)
- Rucksack: RC 20 Skitourenrucksack (Dynafit)
- Steigeisen
- Pickel
- 7dl Iso Getränk, 5dl Wasser
- 2 Stk. Gel. 1 Stk. Powerbar, 1 Stk. Schoggiriegel
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//Die Zeiten:
Start Linthal Dort Pkt. 660m um 4.05 Uhr.
Ankunft Klausenpass 1948m um 5.55 Uhr.
>> 22km, 1445m Aufstieg, Maxpuls 153bpm.
>> 1:50'00, ohne Pause durchgezogen.
-- 20min Pause, Kleider- und Materialwechsel --
Start Klausenpass 1948m um 06.15 Uhr.
Ankunft Gross Schärhorn 3294m um 08.50 Uhr.
>> 2:34'36, ohne Pause.
-- 17min Pause auf dem Gipfel --
Start Gross Schärhorn 3294m um 09.10 Uhr.
Ankunft Clariden 3267m 10.58 Uhr.
>> 1:48'00, ohne Pause.
-- 22min Pause auf dem Gipfel --
Start Clariden 3267m um 11.20 Uhr.
Ankunft Klausenpass 1948m um 12.28 Uhr.
>> 1:08'00
>> Total 18.7km, 2222m Aufstieg, Maxpuls 154bpm.
-- 20min Pause, Kleider und Materialwechsel --
Start Klausenpass 1948m um 12.50 Uhr.
Ankunft Linthal Dorf 660m um 13.28 Uhr.
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GPS-Profil Linthal-Klausenpass
GPS-Profil Gross Schärnhorn-Clariden
GPS-Tracks Gross Schärhorn-Clariden
Wegpunkte Bike Linthal-Klausenpass
Die Wegpunkte können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Wegpunkte Ski Schärhorn-Clariden
Die Wegpunkte können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Am Clariden W-Grat kann es vor allem an Wochenenden zu Gedränge oder gar Stauzeiten kommen (wie am Everest). Als Alternative bietet sich der Aufstieg über die E-Flanke an (wie oben beschrieben).
Für die Besteigung des Clariden üben den W-Grat sind Steigeisen und Pickel ratsam, ein Klettergurt mit Selbstsicherungsschlinge verschaffen zusätzliche Sicherheit.
Für den Gipfelaufbau am Gross Schärhorn sind bei Hartschnee oder Eis ebenfalls Steigeisen angebracht. Bei guten Verhältnissen (Trittschnee) dagegen ist die Besteigung harmlos.
Es herrschte heute eine günstige Lawinensituation, Nassschneerutsche im Tagesverlauf. Das Lawinenbulletin ist während der Sommermonate eingestellt.
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