|
|
| Tourendetails Mythen Trilogie (Haggenspitz 1761m, Klein Mythen 1811m, Gross Mythen 1898m) |
|
Tourenart | Alpine Running |
Datum | 24.05.2017 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg, Clubführer Zentralschweizer Voralpen |
Link zum Kartendienst | |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 11.3km
|
Höhenmeter | 1500m 1500m |
Exposition | Alle Exp. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Mythen Trilogie (Haggenspitz 1761m, Kleiner Mythen 1811m, Grosser Mythen 1898m) zum Feierabend, mit Jakob
//Motivation
Für die Sommersaison 2017 galt es einerseits die physischen Fähigkeiten, mit Turnschuhen zu klettern, aber vor allem die mentale Stärke, sich ohne Seil in exponiertem Gelände zu bewegen, auf Vordermann zu bringen. Die Mythen Überschreitung eignete sich bestens dazu, vor allem wenn man die Begehung des Müllerkamins am Haggenspitz 1761m mit einbezog. Bisher war ich immer daran vorbeigewandert, doch heute wollte ich mich dieser Herausforderung stellen. Jakob war sofort zu haben für dieses Feierabendprojekt, für ihn waren die Mythen ein ebenso beliebter Tummelplatz wie für mich.
(Warm-up Richtung Haggenspitz)
//Trail
Obschon ich von den letzten 3 Tagen über 6500 Höhenmeter in den Beinen hatte und mich definitiv im Übertraining befand, wollte ich diese Tour unbedingt durchbringen. Und so fuhren wir nach der Arbeit zu den Mythen nach Brunni und waren alsbald bereit um die Runde in Angriff zu nehmen. Jakob war motiviert die Bestzeit von 2:32'38 anzugreifen, ich war von Beginn weg nicht so überzeugt dass es klappen würde, damals hatte ich ziemlich Gas gegeben, aber auch den Müllerkamin ausgelassen; wir würden bestimmt einige Minuten liegen lassen wenn wir diesen mitnähmen, und dies war das erklärte Ziel am heutigen Tag.
(Ausstieg Müllerkamin - viel Luft unter den Sohlen)
In zügigem Tempo liefen wir von Brunni Pkt. 1089m hinauf zum Wegweiser Pkt. 1414m bei der Haggenegg, und folgten anschliessend der breit ausgetretenen Wegspur über den Grat bis an den Fuss des Haggenspitz 1761m. Nun waren wir aufgewärmt respektive bereits wieder müde, doch der Spass würde erst jetzt beginnen. Mehrheitlich auf allen vieren kraxelten wir die Nordflanke hinauf, passierten einige leichte, aber ausgesetzte Kletterstellen, bis wir wenig später bereits zur Schlüsselstelle gelangten: dem Müllerkamin!
Bei der Scharte am Einstieg bin ich schon einmal gestanden, hatte das Vorhaben dann aber verworfen, da es mir zu ausgesetzt war und der Kopf nicht mitspielte. Jakob konnte mir aber versichern, dass es halb so wild war und die zahlreichen Griffe am richtigen Ort zu finden seien, und so gab ich mir einen Ruck. In der Tat war es dann viel einfacher als ich es mir vorgestellt hatte, von wegen beengendem Kamin, hinderlichem Klemmblock oder abdrängender Kletterstelle - aber vielleicht sah es mit einem gefüllten 40L Rucksack und Bergschuhen etwas anders aus. Exponiert war es natürlich allemal, doch fokussiert wie wir waren bekamen wir davon nichts mehr mit. Die Schwierigkeiten waren bald vorbei, und nach einem weiteren Aufschwung mit einigen leichteren Kletterzügen erreichten wir bald den Ausstieg auf dem Turm.
Nachdem wir in die Scharte abgeklettert waren und im Flow auf der Gegenseite fälschlicherweise gleich wieder empor zu klettern begannen, bemerkten wir den Fehler zum Glück rechtzeitig und korrigierten unseren Kurs (Anmerkung: Im Clubführer Zentralschweizer Voralpen ist hier von einer Variante mit Spreizschritt über die Scharte und einer IVer Kletterstelle die Rede, zudem beschrieben hier). Von der Scharte mussten wir somit zuerst einige Meter die Rinne hinabschreiten, bevor wir auf die von der Umgehung kommenden Wegspuren trafen und die Route Richtung Gipfel fortsetzen konnten. In der Folge passierten wir die Stelle bei der Gedenktafel und kletterten die Abschlusswand empor, und dann standen wir auf dem Gipfel des Haggenspitz 1761m.
(Sicht vom Haggenspitz 1761m zum Kleinen Mythen 1811m und Mythen Kamin links || Haggenspitz 1761m im Hintergrund)
Vom Haggenspitz 1761m kletterten und liefen wir rasch ins Griggeli hinab, bevor wir auf der Gegenseite den Anstieg zum Klein Mythen und Mythenkamin in Angriff nahmen. Doch anstatt direkt zum Mythenkamin zu gelangen, leisteten wir uns mit gesenkten Blicken einen weiteren Verhauer. Wir waren zu weit nach rechts (Westen) gequert und ein zunehmend schuttiges Couloir hochgekraxelt. Der Fels sah dann auch ziemlich brüchig aus, so dass wir uns entschieden besser noch einmal nachzuschauen, ob wir auch sicher richtig waren. Und promt war es eben die falsche Rinne gewesen! Schliesslich fanden wir den Weg dann doch noch zum Mythenkamin, und wir kletterten hinauf zum Gipfel des Klein Mythen 1810m. Der Mythenkamin war im Gegensatz zum Müllerkamin beinahe Nasenwasser, jedenfalls kam es uns gerade so vor.
(Ausstieg am Chalberstöckli || Gross Mythen 1898m)
Wir wussten nun bereits, dass es angesichts der Verhauer für PB's nicht mehr reichen würde, daher gingen wir es in der Folge einen Tick langsamer an. Wir kletterten hinüber zum Klein Mythen Vorgipfel 1762m, rannten anschliessend hinab nach Zwischenmythen Pkt. 1437m und umrundeten das Chalberstöckli 1550m, bevor wir beim grossen Schuttfeld auf der Ostseite des Chalberstöcklis mit dem Anstieg auf den Gross Mythen 1898m begannen. Das Schuttfeld war mühsam wie immer, doch sobald wir die rosaroten Markierungen und Wegspuren der Chalberstöckli Route erreicht hatten, wurde es schlagartig besser. Zuweilen war es etwas matschig (wie immer), hielt sich dank der seit Tagen anhaltenden Trockheit aber in Grenzen. Auch dieses Mal bekamen wir Steinwild zu Gesicht, keine Seltenheit auf der einsamen Seite des Gross Mythen 1898m. Mit der nötigen Vorsicht nahmen wir die exponierte Querung ohne Zuhilfenahme der Fixseile, und kletterten die folgende Wandstelle empor, bevor wir auf den Grat und zum Routenbuch gelangten, und wenige Minuten später auf den Grüeziweg ausstiegen.
Die Einladung zum Kaffee und Nussgipfel auf dem Gross Mythen 1898m schlugen wir dankend aus, und machten uns stattdessen sogleich an den Abstieg über das Rot Grätli. Noch warm von der letzten Begehung war die Routenfindung dieses mal problemlos, und so gelangten wir wenig später über die Mythenmatt hinab zum Nollenbrünneli, wo wir uns standesgemäss erfrischten. Den Gegenanstieg zum Grüeziweg nahmen wir sportlich, bevor wir mit etwas mehr Tempo zurück zum Ausgangspunkt in Brunni liefen. Während ich genug hatte und froh war ins Auto zu sitzen, schwang sich Jakob auf's Rad, um noch 50k nach Zürich zu radeln...
//Fazit
Auch wenn wir, aufgrund der vielen Verhauer, Miteinbezug des Müllerkamins am Haggenspitz sowie totaler Verzicht auf die Zuhilfenahme fixer Installationen, keine neuen, persönliche Bestzeiten aufstellten, waren wir bloss 11 Minuten langsamer als bei der letzten Speedbegehung, und hatten die Mythen-Trilogie somit erneut zu einer Joggingrunde mittlerer Intensitätsstufe degradiert.
Den Müllerkamin frei zu klettern und die Gewissheit zu erlangen, dass Körper und Geist in so einer (Extrem)Situation zuverlässig funktionierten, war eine tolle Erfahrung, dies schuf Zuversicht für weitere Unternehmungen dieser Art.
(Willkommene Erfrischung am Nollenbrünneli)
Die Schwierigkeiten am Haggenspitz: T6, III, rot markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Querung im unteren Abschnitt.
- Müllerkamin (III), sehr exponierte aber griffige Kletterei (Bild), Bh. vorhanden.
- Einige Kletterzüge (II) hinab in die Scharte bei der Gedenktafel.
- Kurze, griffarme Plattenstelle (II) im oberen Abschnitt, Spreizschritt mit rechts hilft. Bh. vorhanden und mit Kette entschärft.
Die Schwierigkeiten am Kleinen Mythen: T5, III.
Im Detail:
- Abstieg Griggeli, einige Kletterzüge (T5, II), Markierungen von oben kaum sichtbar.
- Mythenkamin (III-), Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Chalberstöckli): T6, III, pink markiert.
Im Detail:
- Übergang zum Kleiner Mythen Vorgipfel (T4-T5, II).
- Einige Kletterzüge nach dem Chalberstöckli (II).
- Linkstraverse, zuletzt leicht absteigend und expo (T6, II). Bh. vorhanden und durchgehend mit Fixseilen entschärft.
- Wandkletterei (III-) nach der Traverse. Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
- Steilgras (T5) zum Grüeziweg.
Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Rot Grätli): T5+, II, blau markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Kletterei am Rot Grätli (II), blaue Markierungen von oben schlecht sichtbar, einige Stellen mit Ketten versichert.
- Mythenmatt (T4-T5).
- Schafweg Stellen exponiert (T4), einige exponierte Kletterzüge (II) kurz vor dem Grüeziweg, durchgehend mit Fixseilen entschärft.
--
//Facts:
- Route: Brunni - Haggenegg - Schärsack - Müllerkamin - Haggenspitz - Griggeli - Mythenkamin - Kleiner Mythen - Kleiner Mythen Vorgipfel - Zwüsched Mythen - Chalberstöckli - Grosser Mythen - Rot Grätli - Mythenmatt - Nollenbrünneli - Schafweg - Grüeziweg - Holzegg - Brunni.
- Distanz: 12.5km
- Höhenmeter: 1500m
- Maxpuls: 152bpm
- Schnittpuls: 127bpm
- Verpflegung: 1 Gel, 0.6l Iso, Quellwasser.
- Ausrüstung: Laufrucksack (DYNAFIT VERTICAL 4), gut profilierte Trailrunning Schuhe, Windjacke, Mobiltelefon.
- Terrain: 95% Trails (Berg- und Wanderwege), 5% Forststrassen.
- STRAVA Segment Mythen Trilogie (Haggenegg-Holzegg): klick!
- STRAVA Segment kl. Mythen-Traverse (Haggenegg-Zwüschet Mythen): klick!
- STRAVA Segment Haggenspitz N-Grat: klick!
//Die Zeiten:
- Start in Brunni Pkt. 1089m um 16:23 Uhr.
- Durchgangszeit Haggenegg Pkt. 1414m um 16:40 Uhr.
- Durchgangszeit Haggenspitz 1761m um 17:09 Uhr.
- Durchgangszeit Kleiner Mythen 1811m um 17:30 Uhr.
- Durchgangszeit Zwischenmythen Kreuz Pkt. 1437m um 17:44 Uhr.
- Durchgangszeit Grosser Mythen 1898m um 18:25 Uhr.
- Ankunft Brunni Pkt. 1089m um 19:06 Uhr.
- Total: 2:43
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Die Überschreitung der drei Mythen ist ein abwechslungsreicher, eindrücklicher und landschaftlich sehr schöner Voralpenklassiker, der perfekt gemacht ist für die Zwischensaison oder bei unsicherer Wetterlage, und jedem versierten T6 Alpinwanderer empfohlen werden kann. Als Feierabendtour bleibt sie den sportlichen Zeitgenossen vorbehalten.
Für meine Geschmack wurden etwas gar viele Fixseile, Ketten und Schlingen angebracht. Der Aufstieg zum Chalberstöckli ist sozusagen konsumfertig verkabelt, auch am Haggenspitz hängt einiges Material drin. Am Schafweg wurde dann praktisch ein einziges Kabel verlegt über die ganze Länge. Kurz vor der Kehre 26 am Grüeziweg musste nochmals eine Runse gequert werden, dort steckte wiederum kein Material drin.
Trotz üppiger Absicherung darf man die Tour nicht unterschätzen und man sollte wissen worauf man sich einlässt, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit werden vorausgesetzt.
Klettern am Schärsack: Topo und Infos!
Weitere Berichte und Bilder zur Mythen Trilogie findet man hier: klick!
|
|
|
|
|