Steile Grate am Giswilerstock oder Wild Mändli Tour (aka Wild Boyz Tour), mit Max
//Motivation
Gleiches Zeitfenster, andere Gipfel. Heute sollten es zur Abwechslung die Giswilerstöcke sein, und nicht schon wieder Pilatus, Mythen et al.
(Trailrunning am Giswilerstock)
//Tour
Anfahrt mit PW zur Fluonalp Pkt. 1551m. Nach dem Warm-up auf dem gut ausgebauten Wanderweg zum Stockkreuz 1825m folgten wir der Wegspur hinüber zum Stockkreuz Pkt. 1940m. Wir genossen die tolle Morgenstimmung und schossen einige schöne Fotos.
Nun folgte der spannende Teil. Wir hielten uns meistens direkt am scharfen Grat, überkletterten einige leichte Felsen, umgingen eine Stelle auf der Nordseite (Wegspuren), und gelangten so zu Pkt. 1895m. Weiter nun einfacher bis zum Fusse der Schafnase Nordflanke. Die Wegspur führte nach rechts (westseitig), wir wählten die Direttissima. Über gut gestuftes Steilgras kraxelten wir aufwärts, ab und zu mussten auch einige Felsen überklettert werden. Behutsames Klettern war angesagt, denn nicht alles war fest und der Boden vom Regen stark aufgeweicht. Es war aber halb so wild, und wenig später erreichten wir bereits das Kreuz der Schafnase 2010m.
(Tolle Grate am Giswilerstock)
Auf dem Wanderweg gelangten wir rasch hinab in die Furgge Pkt. 1908m, doch es wäre ja zu einfach bereits die Rossflue in Angriff zu nehmen. Lieber wollten wir noch ein zweites Mal auf die Schafnase, dieses Mal über den NW-Grat. Somit folgten wir dem Wanderweg westseitig hinab bis ca. 1800m, und querten anschliessend diverse Schuttfelder und Trichter in nördlicher Richtung. Dies war recht mühsam da sich eigentlich alles bewegte. Direkt am Wandfuss fanden wir angenehme Wildwechsel welche unser Fortkommen vereinfachten. Nach einigen spannenden Klettereinlagen gelangten wir zum eigentlichen NW-Sporn und dem Einstieg des NW-Grates. Einfacher wäre es wohl gewesen die ganze Flanke auf dem Wanderweg zu umgehen und den Grat ab Pkt. 1734m in Angriff zu nehmen.
Egal, es war kurzweilig und nun fanden wir endlich wieder festen Fels unter den Fingern und Füssen. Wir folgten dem Grat in anregender Kletterei, ab und zu waren einige verblasste, violette Markierungen angebracht. Nach einem ersten Turm und gutem Fels folgte ein zweiter Aufschwung mit weniger vertrauenswürdigem Gestein, hier galt es mit geschärften Sinnen durchzusteigen. Anschliessend waren die Hauptschwierigkeiten vorbei und der Weg frei für den Gipfel.
(Schafnase 2010m - in der Nordflanke und am Nordwestgrat - Vertical running at its best!)
Nach dieser Extraeinlage liefen wir erneut hinab zur Furgge Pkt. 1908m, schnappten das deponierte Zeug und hielten nun endgültig auf die Rossflue zu. Die Vordere Rossflue 2071m war schnell erreicht, zur Hinteren Rossflue 2081m folgte erneut leichtes aber luftiges Kraxelgelände. Einen Turm würde man links auf Wegspuren umgehen, wir hatten ihn links herum umklettert (III), auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Auf dem Gipfel gönnten wir uns eine kurze Pause und studierten schon einmal die Route am Mändli Nordgrat.
Der Abstieg von der Rossflue zum Chringepass Pkt. 1913m war technisch nicht schwierig aber verlangte erhöhte Aufmerksamkeit, die steilen Flanken verziehen keinen Fehler. Erst folgten wir dem Ostgrat bis zur blauen Markierung auf 2000m. Ab hier führte uns das frisch markierte Schafweglein (blaue Punkte) durch die Südflanke bis zur Chringe Pkt. 1913m hinunter. Gleichzeitig konnten wir eine Herde Gemsen beobachten, es mussten mindestens 50 Tiere gewesen sein, wie sie vom Pass Richtung Chringenboden hinunterliefen, was für ein Spektakel.
(Unterwegs am Mändli 2059m Nordgrat)
Wir passierten die Strommasten und begannen mit dem Anstieg zum Mändli 2059m. Bis zum ersten Turm hielten sich die Schwierigkeiten in Grenzen, diesen dann direkt zu erklettern trauten wir uns nicht zu. Es war sehr ausgesetzt und die Schwierigkeiten liessen sich nicht genau abschätzen. Es gab aber eine Umgehungsmöglichkeit links herum, welche wir in der Folge nutzten. Den nächsten Turm dagegen hatten wir direkt erklettert, dies war weniger wild als es den Anschein machte.
Nun erreichten wir bereits den nächsten Aufschwung mit dem markanten Kamin. Entweder man klettert direkt im Kamin (III), oder rechts davon über festen, gut gestuften Fels. Diese vermeintlich leichtere Variante entpuppte sich als doch nicht ganz so trivial, als wir plötzlich über griffarme Platten zu klettern hatten und gehörig viel Luft unter dem Allerwertesten spürten. Es war schon nicht allzu schwierig (III+/IV-), aber fokussiert musste man schon sein. Es steckten hier einige alte Haken, der Grat wurde demnach bereits begangen, wenn auch eher selten.
Nachdem wir die Schlüsselstelle erfolgreich passiert hatten verblieb noch der Gipfelturm. Diesen könnte man ebenfalls links herum im Steilgras und Schrofen umgehen und so zum höchsten Punkt gelangen. Doch weil es gerade so schön war, wählten wir erneut eine Linie direkt an der Kante. Unten war die Kletterei einfach, doch auf den letzten Metern wurde es bereits wieder ziemlich fordernd und luftig, Griffe und Tritte mussten behutsam auf ihre Festigkeit geprüft werden. Am Ausstieg befand sich ein Muniring.
(Mändli 2059m Nordgrat - Crux und Gipfel)
Nun hatten wir es definitiv geschafft, die Wild boyz hatten das Mändli von seiner wilden Seite bezwungen, das war ein geiler Ritt! Wir liefen sogleich hinüber zum Wintergipfel Pkt. 2055m mit dem schönen Kreuz, wo wir eine weitere Pause einlegten und die tolle Stimmung genossen. Übere flowige Trails gelangten wir schliesslich zurück zum Ausgangspunkt auf der Fluonalp Pkt. 1551m.
Impressionen vom Schafnase 2010m NW-Grat:
//Fazit
Tolle, wilde Grattour über die Giswiler Stöcke, welche treffenderweise auch Sörenberger Dolomiten genannt werden. Mit einem Start auf der Fluonalp 1538m ergibt sich eine überschaubare Runde, welche auch gut zum Feierabend angegangen werden kann (sofern man im Trailrunning Stil unterwegs ist). Und wenn man den Schafnase NW-Grat und den Mändli Nordgrat auslässt, dann halten sich die Schwierigkeiten ebenfalls in Grenzen. Für Liebhaber von etwas gewagteren Klettereinlagen sind die genannten Grate aber absolut empfehlenswert.
//Die Schwierigkeiten:
- Giswilerstock Pkt. 1825m bis Pkt. 1895m: T5-T6, I: Schöner, teils ausgesetzter Grat mit einfachen Kletterstellen.
- Schafnase 2010m N-Flanke: T6, I: Zunehend steile Steilgras- und Schrofenkletterei. Kann den Wegspuren folgend westseitig umgangen werden.
- Schafnase 2010m NW-Grat: T6, II: Unten und oben schöne Kletterei und fester Fels, im Mittelteil muss 1x ein Turm an eher brüchigem Fels erklettert werden.
- Hintere Rossflue 2081m NW-Grat: T5-T6, I: Schöner, exponierter Grat mit einfachen Kletterstellen. Haben eine Variante um eine Kante eingebaut, ca. ein 3er. Kann aber unten rum auf Wegspuren umgangen werden.
- Abstieg Hintere Rossflue 2081m: T5-T6, expo: Zuerst alles dem Ostgrat folgend bis ca. 2000m, dann bei Markierung nach S-SW und dem frisch markierten Schafweglein folgen bis zur Chringe Pkt. 1913m.
- Mändli 2059m Nordgrat: T6, III-IV:
Zuerst einfach über den Grat. Den ersten Turm ostseitig (links) umgehen (Wildwechsel) und in Steilgras und Schrofen zurück zum Grat. Der Turm kann auch direkt erklettert werden. Dazu einige Meter nach rechts (W) und durch eine Rinne hoch. Diese Variante ist sehr exponiert und über die Schwierigkeit lässt sich nur mutmassen, vielleicht so 3-4? Ohne Seil für uns zu heikel.
Der zweite Turm wird direkt erklettert, II-III, Fels auf seine Festigkeit prüfen. Anschliessend etwas einfacher über den schmalen Grat leicht absteigend bis zum nächsten Aufschwung mit dem markantem Kamin: Entweder durch den Kamin (III), oder so wie wir rechts davon über gut gestufte Felsen und Platten. Ca. 3b und ziemlich exponiert, dafür fester Fels (Schlüsselstelle). Es stecken einige Haken älteren Datums.
Den Gipfelturm kann man entweder links in Steilgras und Schrofen umgehen, oder wie wir direkt erklettern: Unten vielleicht eine 3-, ober nochmal knapp ein 3er und ziemlich luftig an der Kante, am Ausstieg steckt ein Muniring.
//Die Zeiten:
- Start Fluonalp Pkt. 1571m um 08:06 Uhr.
- Ankunft Fluonalp Pkt. 1571m um 11:32 Uhr.
- Total mit Pausen: 3:26 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Anfahrt mit PW bis zur Fluonalp möglich, mautfrei sowie gratis Parkplätze.