|
|
 | Tourendetails Gross Mythen 1898m (Südriss, Chalberstöckli, Wyss Wändli, Affengarten) |
|
Tourenart | Alpine Running |
Datum | 17.06.2019 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg, Clubführer Zentralschweizer Voralpen |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III+ |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 19.8km
|
Höhenmeter | 2550m 2550m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gross Mythen 1898m (Südriss, Chalberstöckli, Wyss Wändli, Chrüzplangg/ Affengarten), mit Robin
//Motivation
Das Projekt, alle 4 Kraxelanstiege am Grossen Mythen an einem Tag zu begehen, war eines der noch wenigen, ausstehenden Pendenzen an den Mythen. Heute wollten wir diese Idee in die Tat umsetzen, und mit Robin hatte ich den richtigen Partner an meiner Seite.
(Tiefblick auf die Mythenmatt || Südriss rechts gut sichtbar)
//Tour
Start in Brunni. Gemütlich hinauf bis zur Kehre 22, dann über den Schafweg bis zum Wyss Nollen. Gleich rechts der Felsen begann der Anstieg Richtung Südriss. Die schuttige Rinne war nass und die Schuhe schmutzig, die ansonsten einfache Kletterei bekam dadurch eine etwas ernsthaftere Note. Da wir einige Haken vorfanden hatten wir uns bereits hier ans Seil gebunden. Als sich links die Wiese zeigte, verliessen wir die Rinne und stiegen im steilen, gut gestuften Gras hinauf zum Grat resp. Gipfel des Wyss Nollen.
(Der 2. Anstieg führte uns über die Chalberstöckli Route)
Danach rechtshaltend kurz hinab in die Einsattelung, und anschliessend den Felsriegel rechts ansteigend überwunden. Vor dem Felsriegel steckte ein Haken, anschliessend kann man an einem Baum nachsichern. Nach wenigen Schritten erreichten wir danach den Einstieg zum Südriss. Wir wähnten uns schon fast oben, doch leider war es ein Trugschluss. Nach ungefähr 30, gut kletterbaren Metern, gesichert an einigen Bohr- und Normalhaken, erreichten wir einen markanten Klemmblock. Der Riss war unterdessen total nass und Sicherungen konnten wir keine mehr Ausmachen, daher stiegen wir linkshaltend ins steile Schrofengelände aus. In der Folge sind wir etwa 60m ziemlich wild und heikel zum Grat/Ausstieg hochgeklettert. Zwischensicherungen oder Möglichkeiten zum selber absichern gab es leider keine mehr. Nach wenigen Schritten gelangten wir schliesslich zum Berggasthaus.
(Der 3. Anstieg über das Wyss Wändli)
Der Südriss hatte nun deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen als wir es uns vorgestellt hatten, somit wollten wir nun keine Zeit mehr verlieren. Wir deponierten Seil und Klettermaterial, und machten uns an den Abstieg über den Normalweg, und sogleich an den Anstieg über die Chalberstöckli Route. Während uns der Südriss die Zähne zeigte, präsentierte sich die Chalberstöckliroute zahm und in gutem Zustand. Nach 46 Minuten standen wir bereits wieder auf der Gipfelplattform.
Nun war das Wyss Wändli angedacht. Da unsere Wasservorräte (je 1 Liter) so langsam zuneige gingen, machten wir im Abstieg einen kleinen Umweg zum Brunnen mit frischen Trinkwasser (ca. 1280m, gleich nach dem Abzweiger Richtung Zwischenmythen). Frisch getränkt liefen wir anschliessend nach Zwischenmythen und südseitig zum Pot de Chambre. In schöner Kletterei erreichten wir bald die Mythenmatt, und stiegen über das Rot Grätli ein weiteres Mal auf den Gipfel.
(Chrüzplangg oder auch Affengarten genannt || der Name ist Programm)
Nun war noch der Anstieg über die Chrüzplangg (Affengarten) ausstehend. Ab Zwischenmythen folgten wir zuerst einer Wegspur, dann weglos des rechten Begrenzungsrippe und stiegen über Schrofen in den kleinen Sattel. In der Folge kämpften wir uns durch den Legföhren Dschungel, immer auf der Suche nach der geeignetsten Linie, krallten die Finger ins steile Gras und Moos und erkletterten oder umgingen einige nasse Felsstufen, eine ziemlich wilde Angelegenheit. Schliesslich erreichten wir trotzdem relativ zügig das Rot Grätli und die Gipfelplattform. Wir hatten es geschafft! Nach einem letzten Downhill liefen wir zurück nach Brunni, um uns im kühlen Bach zu waschen und erfrischen.
//Fazit
Das Projekt, alle 4 Kraxelanstiege am Grossen Mythen an einem Tag zu begehen, konnten wir erfolgreich abschliessen! Wenn auch mit einem Schönheitsfehler am Südriss, denn wir hätten beim Klemmblock weiter dem Riss folgen sollen!
Der Affengarten war genauso schlimm wie ich ihn mir vorgestellt hatte: es war feucht, kratzig und eklig, aber halt irgendwie schon geil!
(Blumenpracht || handzahme Bergdohlen)
//Die Schwierigkeiten
Südriss T6, IV
Im Detail:
- Start beim Wandfuss des Wyss Nollen. Rechts davon die schuttige Rinne empor (II, es stecken einige Haken). Anschliessend linkshaltend über steiles Gras hinauf zum Grat. Ev. folgte man hier besser der Rinne, da man so auch besser/direkter an den Südriss gelangt. Denn als wir den Grat/Gipfel des Wyss Nollen erreichten, mussten wir einige Meter Richtung Südriss queren. Es galt dabei einen Felsriegel rechts ansteigend zu überwinden. Es steckte ein Haken vor dem Felsteil, und anschliessend kann man an einem Baum nachsichern. Über steiles Gras gelangt man in der Folge zum Einstieg des Südriss.
- Beim Südriss hatten wir leider einen Verhauer produziert, allerdings hatten uns die Verhältnisse praktisch dazu gezwungen. Auf den ersten 25m folgten wir dem Riss bis unter einen Klemmblock, es steckten hier einige Bohrhaken und Normalhaken. Danach war der Riss sehr feucht/nass und es lag viel Schutt drin, daher verliessen wir diesen anschliessend nach links, und gelangten in heikles Gras- und Schrofengelände. Zwischensicherungen gab es da leider keine mehr, und so sind wir ca. 60m ziemlich wild und heikel zum Grat/Ausstieg hochgeklettert (T6+).
--> Unsere Linie war sicher nicht ideal und würde ich so nicht mehr machen!
--> Gemäss Clubführer Zentralschweiz folgt man beim Klemmblock weiter dem Riss (12m, Haken vorhanden), und bei der engsten Stelle klettert man rechts raus auf die luftige Kante. Anschliessend über den Grat auf den Gipfel.
--> Der Südriss bleibt im Frühjahr lange feucht. Besser einige Wochen zuwarten, bis Gewitterregen die Rinne sauber waschen, und der Fels schön abtrocknen konnte.
--
Chalberstöckli T6, III-, pink markiert.
Im Detail:
- Einstieg über die Geröllhalde, danach den pinken Markierungen folgen.
- Einige Kletterzüge nach dem Chalberstöckli (II).
- Linkstraverse, zuletzt leicht absteigend und expo (T6, II). Bh. vorhanden und durchgehend mit Fixseilen entschärft.
- Wandkletterei (III-) nach der Traverse. Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
- Steilgras (T5) zum Grüeziweg.
--
Wyss Wändli T6, III
Allgemein:
Drei etwas schwierigere Stellen im Fels: 2x am Anfang, dann einmal noch in der Mitte (nach dem Wandbuch) in einem rissartigen Kamin. Ansonsten trifft man auf gut gestuftes Gras und Schrofen. Der Graskamin kann bei Nässe heikel sein. Am Ausstieg konzentriert bleiben da sehr ausgesetzt, aber gut gestuft. Vereinzelte, lose Griffe. Relativ häufig begangen, somit gute Spur und genügend Bohr- oder Normalhaken, was die Routenfindung unterdessen deutlich einfacher macht.
Im Detail:
- Einstiegsplatte beim Pot de Chambre schräg nach links hinauf geht mit feinem Kreuzschritt easy: mit rechtem Fuss rein in Riss, mit rechts an guten Griff, mit linkem Fuss auf Platte stehen, links hochgreifen, dann raufklettern, III-.
- Gleich danach folgt eine weitere, griffige Felsstufe, III.
- Graskamin, bei Nässe heikel, ansonsten problemlos mit Spreiztechnik.
- Die rissartige Felsstelle im Mittelteil (nach dem Wandbuch) geht mit Fusswechseln im Riss problemlos (III-).
- Ausstieg einfach aber expo, der Fels muss auf seine Festigkeit überprüft werden.
--
Rot Grätli T5+, II, blau markiert.
Im Detail:
- Mythenmatt (T4-T5).
- Ausgesetzte aber einfache Kletterstellen am Rot Grätli (II), einige Stellen mit Ketten versichert, wenige Bohrhaken vorhanden.
--
Chrüzplangg / Affengarten T6, II-III
Im Detail:
- Zustieg zum Affengarten: Vom Zwischenmythen links der Rippe einer dünnen Wegspur folgen, dann über Schrofen und steiles Gras hinauf zur Einsattelung (zuletzt leicht rechts haltend).
- Affengarten: Rechts am Felsen vorbei und nun mehr oder weniger in der Vertikalen, die beste Linie suchend, bis zum Rot Grätli ansteigen. Es gilt dabei einige Felspassagen zu umgehen oder überwinden (Kletterei bis II), ansonsten hält oder hangelt man sich an Legföhren empor, krallt die Finger ins bis zu 60° steile, feuchte Gras oder Moos und bekommt so mit Sicherheit schwarze Fingernägel. Dank der üppigen Vegetation kommt die Exponiertheit weniger zu tragen als beispielsweise beim Wyss Wändli.
- Ein Pickel kann durchaus dienlich sein, auch könnte man gut mit einem Seil nachsichern.
//Facts:
- Route: Brunni - Holzegg - Kehre 22 - Schafweg - Nollenbrünneli - Südriss - Gross Mythen - Holzegg - Chalberstöckli - Gross Mythen - Holzegg - Gspaa Pkt. 1233m - Gratis Trinkwasser-Quelle - Alp Zwüsched-Mythen - Zwischenmythen - Pot de Chambre - Wyss Wändli - Mythenmatt - Rot Grätli - Gross Mythen - Holzegg - Zwischenmythen - Chrüzplangg - Rot Grätli - Gross Mythen - Holzegg - Brunni.
- Distanz: 19.8km
- Höhenmeter: 2550m
- Verpflegung: 1l Iso, 1.5l Quellwasser, 0.5l Schorle, 0.5l Cola, 1 Riegel, 2 Nussgipfel.
- Ausrüstung: Kletterausrüstung (inkl. 50m Seil, 6 Express, Sicherungsgerät), Trailrunners, Geräumiger Trailrunning Rucksack, Leichte Wetterschutzjacke, Smartphone inkl. Niederschlagsradar.
- Terrain: 40% Berg- und Wanderwege, 60% weglos (oder alpine Routen).
- Relive: klick!
//Die Zeiten:
- Start Brunni Talstation Pkt. 1097m um 09:17 Uhr.
- Zwischenzeit Nollen 1630m um 10:02 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Mythen 1898m um 11:20 Uhr.
- Zwischenzeit Einstieg Chalberstöckliroute 1390m um 11:39 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Mythen 1898m um 12:12 Uhr.
- Zwischenzeit Gratis Trinkwasser Quelle 1280m um 12:36 Uhr.
- Zwischenzeit Pot de Chambre 1640m um 13:22 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Mythen 1898m um 13:44 Uhr.
- Zwischenzeit Zwischenmythen Pkt. 1437m um 14:23 Uhr.
- Zwischenzeit Rot Grätli 1760m um 15:04 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Mythen 1898m um 15:14 Uhr.
- Ankunft Brunni Pkt. 1097m um 15:53 Uhr.
- Total mit Pausen: 6:36 Std.
--
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Grundsätzlich empfiehlt sich für alle Anstiege (mit Ausnahme der Chalberstöckli Route) die Mitnahme einer vollständigen Kletterausrüstung. Für den Südriss können einige Klemmer hilfreich sein. Auch empfiehlt sich die Mitnahme eines Helms!
Weitere Mythen-Berichte findet man hier: klick!
Schöner Bericht einer direkten Routenkombi an den Südwänden des Gross Mythens: klick!
Disclaimer:
Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und soll nicht zur Nachahmung veranlassen!
#scrambling #wysswändli #affengarten #südriss #chalberstöckli #grossmythen #speedup #chmoser #dynafit #felineuppro #felineuppro
 |
|
|
|
|