Säntis Grate (Altenalptürm 2031m, Girenspitz 2446m, Säntis 2502m, Silberplatten 2156m et al.), mit Max
(Der Tag erwacht im Appenzellerland 😍 || Der Fotograf in Action 🤘)
//Motivation
Obschon ich bereits dutzende Male im Alpstein unterwegs war, gab es für mich immer noch viele unentdeckte Ecken, Gipfel und Grate. So zum Beispiel auch der Reitergrat an den Altenalptürmen. Dieser erlebte in den letzten Jahren sein grosses Comeback und entpuppte sich als wahres Schmankerl für Alpinkraxler.
Um nicht nur für den Reitergrat zu kommen, beschlossen wir auch noch den weiteren Gratverlauf Richtung Säntis zu verfolgen, und anschliessend nochmal etwas anzuhängen. Die Läden Überschreitung sowie die Silberplattenchöpf hatten wir bereits im voraus verworfen, dafür reichte schlicht das Zeitfenster nicht.
(Altenalptürm und Öhrli im goldenen Morgenlicht 😍 || Sicht vom Altenalpsattel auf die Altenalptürm NE-Flanke)
//Tour
Start auf der Schwägalp im Morgengrauen. In gemütlichem Tempo liefen wir Richtung vernebeltes Appenzellerland, bis wir bei der Neuenalp endlich mit dem Anstieg zum Schäfler beginnen konnten. Kurz vor dem Gipfel gelangten wir endlich an die Sonne.
(Der R E I T E R G R A T 😎 🤘)
Obschon die Läden Überschreitung lockte, verfolgten wir den Wanderweg bis zum Altenalpsattel. Nach einer kurzen Pause begannen wir mit dem Anstieg zum Ostgipfel Pkt. 1986m der Altenalptürm. Die zu Beginn deutlich sichtbare Wegspur verlor sich irgendwann im steilen Gras- und Schrofengelände, doch es fanden sich durchwegs gute Stufen, und so stellte uns dieser Steig vor keine grösseren Probleme.
(Übergang zum Westgipfel Pkt. 2017m || Abseilen von demselben)
Dann ging es aber zur Sache - vor uns lag der scharfe Reitergrat, dafür waren wir gekommen! Rasch konnten wir noch an einer 3er-Seilschaft vorbeieilen, diese hätte uns komplett ausgebremst. Nachdem einige brüchige Türmchen überklettert waren, nahmen wir Platz auf dem Gratrücken und begannen diesen im Reiterstil zu überwinden. Langsam schrubbten wir uns der anderen Seite entgegen. Um vorwärts zu kommen muss man sich jeweils auf beiden Händen abstützen und einige Zentimeter nach vorne bewegen. Nicht schwierig aber durchaus anstrengend. Effizienter wäre es sich an der Gratkante entlangzuhangeln. Aber 1x im Leben sollte man der Reitergrat eben auch im Reiterstil überwinden...
(Altenalpturm Westgipfel Pkt. 2017m || Hängeten und Öhrlikopf 2193m)
Nach einigen schmerzhaften Minuten erreichten wir den sicheren Hafen, und kraxelten in der Folge hinauf zum Mittelgipfel Pkt. 2031m. Der Weiterweg zum Westgipfel Pkt. 2017m war nun deutlich einfacher, aber immer noch luftig und der Fels von schlechter Qualität. Vom Gipfelsteinmann mussten wir in der Folge einige Meter links absteigen, bis wir rechterhand, an einem soliden Felsblock, den ersten, relativ neu eingerichteten Abseilstand fanden. In der Folge hatten wir zügig 4x20m abgeseilt, um möglichst rasch aus der Schussbahn zu gelangen, falls die 3er Seilschaft ebenfalls bald mit dem abseilen beginnen würde. Die neuen Abseilstände waren jeweils links der Rinne zu finden (in Abseilrichtung), ausserhalb der Schusslinie.
(Rückblick zu Schäfler 1925m und Altenalptürm 2031m || Max auf dem Öhrlikopf 2193m 😍)
Am Wandfuss angekommen verstauten wir alles Klettermaterial (im geräumigen Ultra Pro 15 Rucksack fand sogar das Seil Platz), entledigten uns der warmen Kleider, und nahmen Fahrt auf in Richtung Lötzisälplisattel und Öhrlikopf. Unterwegs blickten wir immer mal wieder zurück zu den Altenalptürm, und konnten dann auch die 3er Seilschaft auf dem Westgipfel erblicken, sah toll aus! Via Öhrligrueb liefen wir nun zackig auf den Öhrlikopf 2193m, wo wir uns eine kurze Pause gönnten und das schöne Panorama genossen.
Zurück im Sattel, liefen und kraxelten wir von Pkt. 2121m, via Höchnideri 2246m, alles dem schönen Grat entlang auf den Hüenerberg 2311m und weiter zum Hüenersattel Pkt. 2324, wo auch die Chammhaldenroute endete. Das nächste Ziel war der Girenspitz 2446m. In anregener Kraxelei überwanden wir die 3 Aufschwünge und standen wenig später schon auf dem Gipfel. Nun war es vorbei mit der Einsamkeit, zu hunderten standen sie Schlange um über die Himmelsleiter auf den Säntis 2502m zu gelangen. Zum Glück kann man auch gut links der Seile hochklettern, und es gab auch keine Sherpas die sich entzürnt entgegenstellten. Nach dem Tunnel und den Treppen gelangten wir auf die Gipfelplattform, 5h nach Aufbruch von der Schwägalp.
(Girenspitz Action am 3. Aufschwung 🤘)
Nach einer ausgiebigen Ess- und Trinkpause (zudem füllten wir noch unsere Flaschen mit Wasser von der Toilette) setzten wir unseren Run fort. Da ich noch nie auf dem Grauchopf 2215 war, wollte auch dieser mitgenommen werden. Via Stütze 2 kraxelten wir durchs Karstgelände in wenigen Minuten zum höchsten Punkt. Auf der anderen Seite konnten wir bequem dem Grat folgen und danach unschwierig zum Wanderweg absteigen. Bei der Tierwis genehmigte ich mir nochmal eine Apfelschorle, bevor wir den Grenzchopf 2193m in Angriff nahmen. Trotz zunehmend schwerer Beine leistete auch dieser kaum Widerstand.
Vor uns lagen nun bereits die Silberplatten 2156m, aber auch noch das Grüehorn 2140m, welches von weitem unnahbar, von nahem aber gut zu bewältigen aussah. Im steilen, griffigen Gras errreichten wir nach wenigen Minuten den Gipfel. Auf der anderen Seite leiteten sanfte Grashänge hinunter in den Sattel Pkt. 2072m, bevor wir direkt über die silbergrauen Platten zum Kreuz Pkt. 2156m hochstiegen.
(L A Y E R S || Beautiful Alpstein 😍)
Die Silberplattenchöpf, welche direkt zum Stosssattel Pkt. 2042m leiteten, sahen faszinierend aus, aber diese zu überschreiten hätte den Rahmen unserer heutigen Exkursion deutlich gesprengt. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Silberplatten südlich zum umgehen, und den Gegenanstieg zum Stosssattel in Kauf zu nehmen. Auf dem Sattel angekommen waren wir dann ziemlich paniert, und so liessen wir den Stoss Hauptgipfel dann auch links liegen, und machten uns an den direkten Abstieg Richtung Schwägalp. So direkt war dieser leider nicht, in Tat und Wahrheit macht man hier einen riesen Bogen, bis man irgendwann einmal den Talboden der Säntisalp erreicht. Und von der Säntisalp sind es dann auch nochmal einige Kilometer und Höhenmeter bis zur Schwägalp. Glücklicherweise konnten wir uns auf der Säntisalp noch mit frischem Quellwasser versorgen, ansonsten wäre es richtig hart geworden. Auch so waren wir froh, als wir endlich am Ziel eintrafen und uns das kühle Bier schmecken liessen.
//Fazit
Wunderschöne Herbsttour mit schönen Trails und spannenden Kraxeleinlagen. Auch wenn wir viele, tolle Abschnitte vorfanden, waren die Altenalptürm mit dem Reitergrat eindeutig das Highlight der Tour! Der Reitergrat ist technisch nicht allzu schwierig, aber halt gehörig ausgesetzt. Es stecken einige Bohrhaken am Grat, man könnte hier also auch mit Seil drüber, allerdings würde ich trotzem keinen Pendelsturz riskieren. Seilfrei oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden...
Einige Schönheitsfehler findet man bei der vermeintlich kompletten Grat-Überschreitung dennoch: die Läden- wie auch die Silberplattenchöpf Überschreitung hatten wir ausgelassen respektive umgangen. Für heute wäre es definitiv zu ambitioniert gewesen, und ohne Ortskenntnisse hätten wir dafür sicher zulange gebraucht. Bei den Silberplattenchöpf Überschreitung waren wir uns auch nicht sicher, ob man dies in der Gegenrichtung überhaupt gescheit machen könnte, denn normalerweise geht man die Überschreitung vom Stosssattel an (von S nach N, siehe Referenzbericht) und nicht vom Silberplatten Gipfel (N nach S).
//Die Schwierigkeiten aller Gipfel chronologisch:
- Schäfler 1925m T3
- Altenalptürm 2031m T6, II.
-> Anstieg zum Ostgipfel Pkt. 1986m: Steilgras und Schrofen T6-
-> Übergang zu Hauptgipfel Pkt. 2031m: Reitergrat, entweder geritten oder an der Kante hangeln, T6, II.
-> Übergang zum Westgipfel Pkt. 2017m T5+. Vom Westgipfel 4x20m abseilen an neuen Abseilständen. Von oben gesehen sind diese immer links an der Wand zu suchen und NICHT direkt in der Steinschlagrinne!
- Öhrlikopf 2193m T5, I
- Höchnideri 2246m T5, I
- Hüenerberg 2311m, T5, I-II
- Girenspitz 2446m T5, III
- Grauchopf T5: Karstgelände
- Grenzchopf T4: Steilgras
- Grüehorn T4+: Steilgras
- Silberplatten T4: Abschüssiges Karstgelände.
==> overall T6, III
//Die Zeiten:
- Start Schwägalp Pkt. 1352m um 06:42 Uhr.
- Zwischenzeit Obere Neuenalp Pkt. 1270m um 07:44 Uhr.
- Zwischenzeit Schäfler Pkt. 1925m um 08:28 Uhr.
- Zwischenzeit Altenalptürm Westgipfel Pkt. 2017m um 09:19 Uhr.
- Zwischenzeit Lötzisälplisattel Pkt. 1898m um 10:03 Uhr.
- Zwischenzeit Öhrlikopf 2193m um 10:24 Uhr.
- Zwischenzeit Hüenerberg 2308m um 11:00 Uhr.
- Zwischenzeit Girenspitz 2446m um 11:27 Uhr.
- Zwischenzeit Säntis 2502m um 11:42 Uhr.
- Zwischenzeit Grenzchopf 2193m um 13:00 Uhr.
- Zwischenzeit Silberplatten 2156m um 13:28 Uhr.
- Zwischenzeit Stosssattel Pkt. 2042m um 14:02 Uhr.
- Ankunft Schwägalp Pkt. 1352m um 15:32 Uhr.
- Total mit Pausen: 8:50 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Wer den Reitergrat im Reitersitz überwinden möchte (nicht zwingend), dem empfehle alte Kletterhosen mitzunehmen und ev. sogar Velohosen drunter anzuziehen.
Trinkstellen auf dem Schäfler, Säntis oder beim Berggasthaus Tierwis (Bargeld mitnehmen). Brunnen fanden wir auf der Säntisalp (Schottenloch), doch wenn das Vieh noch auf der Weide ist fällt diese Option leider weg.
Weitere Kraxel-Projekte in der Gegend:
- Läden Überschreitung
- Hängeten Überschreitung
- Silberplattenchöpf Überschreitung von Süd nach Nord (inkl. Direktzustieg zum Stosssattel von der Schwägalp): klick!
Disclaimer:
Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und soll nicht zur Nachahmung veranlassen!