Höchst 2024m, Sichelchamm 2268m (NW-Grat), mit Niklas & Abdi
(Indian summer im Sarganserland)
//Motivation
Gestern noch in Mallorca, heute wieder in den heimischen Bergen unterwegs. Wir nutzten die guten Verhältnisse, um, wie schon letztes Jahr, den Sichelchamm 2268m über die NW-Flanke in Angriff zu nehmen. Nach zwei Wochen Kletterintermezzo würde das ein passender Neustart sein.
(Anstieg zum Höchst 2024m, im Hintergrund die Sichelchamm 2268m NW-Flanke)
//Trail
Start in Tscherlach und gemütlich nach Lüsis gewandert. Nun etwas zügiger die Serpentinen hinauf nach Nideri Pkt. 1834m. Die Bäume in goldenen Herbsttönen, wunderbar!
Von Nideri die Südflanke querend auf den Höchst 2024m. Nach einer kurzen Verpflegungspause starteten wir zum spannenden Abschnitt. Der direkte Wanderweg nach Gulms wird seit über 20 Jahren nicht mehr unterhalten und auch kaum mehr begangen, vor allem im ersten Abschnitt ist der Weg dadurch kaum mehr auffindbar. Die blauen Punkte, welche auf den ersten Metern die Richtung weisen, sind schon wenig später, in der steilen Grasflanke, nicht mehr vorhanden. Nachdem wir letztes Jahr etwas suchen mussten, und ich mir in der Folge die markanten Punkte einprägte, fanden wir heute den Einstieg zum Bandweg auf anhieb. Ab hier findet man auch wieder einen deutlichen Pfad und die blau-weissen Markierungen. Der Felswand entlang gelangt man so geschickt hinüber nach Gulms Pkt. 1837m.
(Anstieg bei Hundsegg)
Nun türmte sich bereits die Sichelchamm NW-Flanke vor uns auf. Nach wenigen Minuten erreichten wir das Hundsegg, welches den Einstieg in die Flanke vermittelt. Wir überwanden die ersten beiden Kletterstellen problemlos, um nun eine Entscheidung zu treffen:
1.) Entweder hart nach links halten und der Felswand entlang leicht absteigen, um anschliessend durch eine Rinne auf steile Grashalden zu gelangen, welche hoch zum Westgrat und Gipfel führen (Variante 1, hier eingezeichnet).
2.) Oder direkt weiter durch die markante Rinne hoch auf den Westgrat klettern, und über diesen anschliessend auf den Gipfel.
(Kraxeleinlage bei Hundsegg || The crew)
Da wir letztes Mal die erste Variante gewählt hatten, entschieden wir uns heute Neuland zu erkunden, also für die Variante 2. Bei der Rinne fanden wir auch gleich wieder einen blauen Punkt, es war anscheinend die offiziellere Variante. Bis zum markanten Felskopf zumindest, denn diesen umgeht die markierte Route wiederum linkerhand in der Nordflanke. Wir wollten versuchen den Schichtkopf direkt zu überklettern.
(Chris in der Crux am Sichelchamm NW-Grat 🤘)
Zuerst dachten wir easy going, doch beim genauen Betrachten stellten wir fest, dass zumindest auf den ersten, steilen Metern ganz schön zugepackt werden musste. Am Einstieg und in der Mitte steckten jeweils ein Haken. Der Fels war heikel brüchig, doch zumindest auf der Ideallinie einigermassen fest. Wir kletterten behutsam, und gelangten einer nach dem anderen sicher auf den Gipfelkopf.
(Chris & Abdi in der Crux am Sichelchamm NW-Grat 🤘)
Der restliche Abschnitt über den aussichtsreichen Westgrat war Genuss pur, und so gelangten wir wenig später auf den gut bevölkerten Gipfel. Von Süden her war der Sichelchamm schon beinahe zur Modetour verkommen, was ja eigentlich schön ist finde ich! Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns an den Abstieg über den Chnorren und das Müürli. Nach dem einfachen aber ausgesetzten Grat gelangten wir durch die rot verfärbten Alpenrosen hinab nach Falggelen. In Verachta konnten wir nochmal die Wasservorräte auffüllen, bevor wir uns Richtung Tal verabschiedeten.
(Aussichtsreicher Sichelchamm 2268m NW-Grat 😍)
//Fazit
Einsame Herbsttour mit unerwartet spannendem Intermezzo am Sichelchamm Westgrat! Was für ein Kontrast zu zweichen Wochen DWS am Meer ✌️
(Sichelchamm 2268m Chnorren)
//Die Schwierigkeiten:
- Höchst-Gulms T4+: Verwaister Bergweg (früher noch durchgehend eingezeichnet auf der Karte. Ab und zu Wegspuren und blaue Markierungen sichtbar. Vorsicht bei nassem Gras!
- Sichelchamm NW-Flanke/Grat T6, IV: Von der Hundsegg, rechts vom Weidezaun, nimmt man die 1. Felsstufe in Angriff. Kurze Kletterstelle I-II, dann linkshaltend über den Grassporn hinauf zur 2. Felsstufe/Rinne. Wir kletterten die rechte Rinne, am Ende kurze Stelle II (die linke Rinne würde sicher auch gehen). Anschliessend der nächsten, markanten Rinne folgen (blaue Punkte) bis auf den NW-Grat, T5+, II. Dem sanften Grasgrat folgen bis zum markanten Turm/Grataufschwung. Dieser kann links in der N-Flanke umgangen werden (Normalroute, blaue Markierungen), uns lockte aber die Überschreitung. Ca. 10m relativ heikle Kletterei bis IV- (2H, brüchig). Der restliche Grat zum Gipfel ca. T5+.
- Chnorren/Müürli T5, I: Ausgesetzt, aber meist guter Pfad. Einige leichte Kraxelstellen.
//Die Zeiten:
- Start Tscherlach Kirche Pkt. 450m um 10:11 Uhr.
- Zwischenzeit Höchst 2024m um 11:49 Uhr.
- Zwischenzeit Sichelchamm 2268m um 13:10 Uhr.
- Ankunft Tscherlach Pkt. 450m um 14:25 Uhr.
- Total mit Pausen: 4:14 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
- Sichelchamm (Topo) von Norden: klick!
- Livecam Chäserrugg (mit Sicht auf die Sichelchamm NW-Flanke): klick!
- Frisches Quellwasser bei Verachta.
Im Spätherbst, wenn nordseitig oftmals bereits Schnee liegt, sind die Flanken nördlich des Walensees und Seeztales meistens noch schneefrei. Aufgrund des Föhns oder der Inversionslage herrscht dort ein mildes Klima, was nicht nur den Weinbau begünstigt, sondern auch für Wander- und Klettertouren, oder eben für das alpine Trailrunning ideal ist.
Disclaimer:
Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und soll nicht zur Nachahmung veranlassen!