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| Tourendetails Schächentaler Windgällen (Läged Windgällen 2572m, Höch Windgällen 2764m), Seestock 2428m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 14.03.2020 |
Region | |
Kartennummer | 246 S Klausenpass |
Link zum Kartendienst | |
Anforderung | SS, I 5.1/E3 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 21.7km
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Höhenmeter | 2470m 2470m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Steiles Zeug an den Schächentaler Windgällen (Läged Windgällen 2572m, Höch Windgällen 2764m) & Seestock 2428m), mit Max
(Steiler Anstieg zur Läged Windgällen)
//Motivation
Von Südwesten war eine Schlechtwetterfront in Anmarsch, daher auf das ursprüngliche Ziel am Alpenhauptkamm verzichtet und stattdessen ins Bisistal ausgewichen. Hier wollten wir uns an der Höch Windgällen versuchen, vielleicht würde es sogar klappen mit der Befahrung der Nordrinne. Falls Verhältnisse und Wetter es zuliessen.
(Läged Windgällen || Sicht zur Höch Windgällen)
//Tour
Start im Saliboden kurz vor 8 Uhr. Die Schneedecke schön durchgekrustet vom Regen vergangener Nacht. Im Anstieg zur Ruosalper Chulm lagen dann 5-10cm Neuschnee auf harter Unterlage. Das Wetter trübte bereits ein, und im Fussanstieg durch die Südrinne zur Läged Windgällen begann es sogar leicht zu schneien. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Plan mit der Höch Windgällen eigentlich bereits verworfen.
(Anstieg Höch Windgällen SE-Couloir 🤟)
Doch als wir auf der Läged Windgällen standen, lichteten sich die Wolken und die Zuversicht kehrte zurück. Wir wollten es versuchen mit der Besteigung der Höch Windgällen über die Sommerroute. Allerdings schienen die Verhältnisse nicht optimal zu sein, auf den Felsen lag noch überall der gefallene Neuschnee. Tatsächlich wurde es dann zu Beginn der Rechtsquerung, nach den Fixseilen, ziemlich sketchy. Es war alles verschneit, es lag aber zu wenig um solide Tritte zu bekommen, ständig kratzten wir auf den plattigen Felsen herum. Aufgrund der gehörigen Ausgesetztheit gaben wir, ganz ohne Seilsicherung, wie es aber unseres Erachtens möglich sein sollte, schliesslich klein bei und bliesen zum Rückzug. Nix gewesen ausser Spesen!
(Erstbegeher Feeling ✌️)
Als Trostpflaster, und für zusätzliche Höhenmeter, würden wir nun trotzdem noch den Seestock anhängen. Gerade als wir das Weite suchten und Richtung Brätt und Ober Stafel abfahren wollten, sprang uns das markante SE-Couloir der Höch Windgällen ins Gesicht. Es sah so aus, als ob wir durch dieses einigermassen bequem bis auf den Nordgipfel gelangten würden. Der Grat zum Süd- respektive Hauptgipfel sollte dann ebenso machbar sein. Da das Wetter gerade wieder besser wurde und sich der blaue Himmel zeigte, wollten wir einen Versuch wagen. Somit montierten wir ein weiteres Mal die Steigeisen und banden die Ski auf den Sack.
(Höch Windgällen Impressionen)
Im Anstieg durch das Südostcouloir fanden wir meist guten Trittschnee, ab und zu auch etwas tiefer. Das Couloir war durchgehend 45-50° steil. Unterbrochen von einer einfachen Felsstufe. Zügig und ohne Schwierigkeiten gelangten wir auf den Grat. Übergang zum Hauptgipfel über den Nordgrat. Meistens Gehgelände, unterbrochen von einer Scharte, in welche zuerst abgestiegen, und auf der anderen Seite wieder empor geklommen werden musste. Hier in der Flanke tiefer Wühlschnee, gefolgt von einer einfachen Kletterstelle, und schon waren wir zurück auf dem Grat. Bald gelangten wir zur Gipfelflanke. Hier am Fusse deponierten wir die Ski, und nahmen die letzten Höhenmeter mit leichtem Gepäck in Angriff. Kurze Zeit später standen wir auf dem Gipfel, grandios! 🤟
(Sicht zum Hauptgipfel || Die letzten Meter zum Gipfel || Höch Windgällen 2764m)
Nach einer kurzen Pause kletterten wir hinab zum Skidepot und machten uns bereit zur Abfahrt durch die Nordrinne. Die Einfahrt war ca. 40° steil, links halten ins zuerst etwas versteckte Couloir (stürzen verboten da Felsabbruch). Das enge Couloir hinab ca. 50°, Anschliessend rechtshaltend weiterhin 45-50° Grad steil, unten raus dann etwas flacher, bis einem das tief eingeschnittene Canalone wieder entlässt. Es herrschten beinahe perfekte Verhältnisse. Oben noch hart mit 10cm Pulverauflage, im Mittelteil bis Ausfahrt dann gut gesetzter Pulverschnee. Durch die Steilheit hatten wir so einiges an Sluff rausgeräumt...
(Einfahrt ins Canalone || Dolomiten-Style 🤟)
Die unteren Hänge waren dann leider wieder ruppiger zu fahren, aber das war uns egal angesichts der hammermässigen Steilabfahrt zuvor! Motiviert wie wir waren, liessen wir es nicht gut sein und machten uns an den Rückweg ins Tal, sondern wollten nochmal einen Umweg über den Seestock einbauen. Das Wetter schien noch zu halten...
Als wir nach einigen Metern Kraxelei den Gipfel des Seestocks erreichten, hatte es schliesslich komplett zugezogen und zu schneien begonnen. Noch störte es uns nicht, aber Minuten später hatte sich die Situation schlagartig geändert.
(Seestock in the mist)
Oberhalb Ober Stafel befanden wir uns plötzlich im totalen Whiteout und hatten mit Orientierungsschwierigkeiten zu kämpen. Aufgrund sehr schwachen Handy Empfangs war auch die in der Swiss Map Mobile enthaltene Locate me Funktion nutzlos. Wenigstens hatten wir noch einen Kartenausdruck als Backup zur Hand und auch die Höhenmeter, so konnten wir trotzdem einigermassen sagen wo wir uns befanden. Allerdings nutzte dies nur wenig, da der Durchgang durch das Loch auch bei Sicht nicht ganz einfach zu finden war. Bei Nebel waren wir chancenlos. Es blieb uns nichts anderes übrig als auf bessere Zeiten und besseres Wetter zu warten. Und gemäss Wetterbericht sollte dies in ungefähr einer Stunde der Fall sein. Immerhin war es nicht kalt und praktisch windstill, mit dem Schneeloch graben konnten wir noch zuwarten.
Nach Minuten des Bangens besserte die Sicht tatsächlich, und wir konnten die Abfahrt endlich fortsetzen. Im zweiten Anlauf fanden wir dann auch den in den Berg geschlagenen Gang (Loch), welcher uns sicher zurück zur Ruosalp führen würde - wir waren gerettet. Ohne weitere Schwierigkeiten gelangten wir zurück zum Saliboden.
//Fazit:
Grossartige Abenteuertour - das war Winterbergsteigen at it's best! Die Extrarunde im Whiteout war dumm, denn ohne Seestock hätte es noch gut gereicht um bei Sicht das Loch abzufahren.
(Wetterbericht konsultieren || Abstieg durch das Loch, wir sind gerettet)
//Facts:
- Route: Saliboden - Gross Gade - Ruosalp - Lang Boden - Ruosalper Chulm - Couloir - Läged Windgällen - Höch Windgällen SE-Couloir - Höch Windgällen - Höch Windgällen Nordcouloir - Munggenbänder - Alpler See - Seegrat - Seestock - Seeplanggen - Ober Stafel - Loch - Lochplanggen - Ruosalp - Gross Gade - Spitzbäch - Saliboden.
- Distanz: 21.7km
- Höhenmeter: 2470m
- Schnittpuls: 107bpm
- Maxpuls: 145bpm
- Verpflegung: 1.2l Iso/Cola, 2 Riegel.
- Ausrüstung: Harscheisen, 2 Pickel, Steigeisen.
//Die Schwierigkeiten:
- SE-Couloir & Verbindungsgrat zum Hauptipfel: WS
- Nordrinne (Canalone): 5.1, E3, 400m. Über weite Strecken 45-50° steil, v.a. im oberen Abschnitt stürzen verboten Gelände. Sichere Lawinenverhältnisse sind Voraussetzung für diese Tour!
//Die Zeiten:
- Start Saliboden Pkt. 1136m um 07:45 Uhr.
- Zwischenzeit Läged Windgällen 2572m um 09:47 Uhr.
- Zwischenzeit Höch Windgällen 2764m um 12:12 Uhr.
- Zwischenzeit Seestock 2428m um 13:30 Uhr.
- Zwischenzeit oberhalb Loch 1870m um 15:05 Uhr.
- Ankunft Saliboden Pkt. 1136m um 15:40 Uhr.
- Total mit (Whiteout) Pausen: 7:54 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Sichere Lawinenverhältnisse sind Voraussetzung!
Bericht von Marcel: klick!
Weitere Projekte im Gebiet: Alpler Horn 2379m Südflanke
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