Beschreibung | SALBIT e r l e b e n !, 09.-11.07.2006, mit Martine
Die Wetterprognosen hatten ein stabiles Hoch prognostiziert, somit wollten wir uns für einige Tage im Salbitgebiet aufhalten. Am Sonntag bei nicht allzu früher Stunde nach Ulmi gedüst und in 1h30m gemütlich zur Salbithütte getschalpt. Nachdem wir uns gestärkt hatten, wollten wir es nun doch noch mit Klettern probieren, und sind somit noch weiter in Richtung Gemsplanngen gezogen. Eine eindrückliche Wand, mit einer eindrücklichen Platte im linken Teil, und diese durch einen noch eindrücklicheren Riss zweigeteilt - und diesen galt es nun hochzuklettern :-)
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Gemsplanggen, Mocca, 6 SL, 6a, 6a obl. (****)
1. SL 5a: Durch den Altschnee beginnt die Route praktisch bei der Markierung, somit gleich mit der 2. Seillänge zusammengenommen.
2. SL 5c: Nett um auzuwärmen und nicht wirklich eine 5c sondern eher eine 5b, sozusagen der Zustieg bis zum Riss.
3. SL 5c+: Nun gehts aber zur Sache, die Crux gleich zu Beginn, mehr spreizen denn piazen ist angesagt, die Psyche wird hart gefordert.
4. SL 5c: Spreizen, spreizen, Bohrhaken klinken, Friend setzen - und immer weiter so im Takt, nicht ganz so hart wie die vorhergehende Seillänge.
5. SL 6a: Absolut hammer-geniale Seillänge die alles abverlangt, perfekto!
6. SL 6a: Etwas plattig gleich zu Beginn, einmal scharf nach rechts und dann wieder nach links queren, noch ein Steilaufschwung und gut gesichert bis zum Stand - technisch anspruchsvoll aber diesmal wenigstens gut mit BH ausgerüstet.
Beim Seilabziehen hat sich dann gleich einmal der Knopf in einem Riss verfangen, also hiess es etwa 35m Hochprusiken und das Problem beheben. Als wir dann schlussendlich wieder beim Einstieg standen und ein letztes Mal das Seil durchzogen, kam es geflogen und hatte sich noch einmal in einer Schuppe verfangen - mit einem Friend den Riss hochgeklettert und das Seil befreit, runterklettern, geschafft!
>> Dieser wunderbare Riss ein absolutes MUSS am Gemsplanggen, und die Route verdient allemal 5 Sterne und nicht bloss 4! Unbedingt einen Satz Camalots dabeihaben, die Grössen 1-3 ev. doppelt.
(Links, entlang dem markanten Riss, Sektor Mocca, in der Mitte, im stark strukturierten Fels, Sektor Incredibile, rechts der Sektor Leviathan)
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Südgrat, (Kombination Takala, Südgrat, S-Wand Buch und Gipfelnadel), 22 SL, 5c (****)
Um 04.40 Uhr sind wir los von der Salbithütte, eingestiegen in die Takala um 06.00 Uhr hinter zwei anderen Seilschaften. Die Route bis hoch zum Zahn ist durchgehend gut gebohrt und muss nicht zusätzlich abgesichert werden, bis auf die letzen zwei SL aber eher plattig und nur wenige Risse zu finden.
Auf dem Zahn dann haben sich zwei sich ständig ankeiffende Italiener vor uns geschoben, und diese konnten wir auf dem ganzen Südgrat nicht überholen, so eine Scheisse aber auch! Erst am Zwillingsturm waren zwei Linien eingebohrt und somit konnten wir links an der Kante vorbeiziehen. Diese Typen waren schon etwas nervig, sie haben ständig rumgeplärt und wohl noch nie etwas von korrektem Verhalten gehört, zudem sind sie wirklich extrem langsam geklettert und haben einen Tatzelwurm hinterher gezogen - aber das ist wohl die Normalität am Salbit-Südgrat. Wir haben es trotzdem ruhig genommen, das Prachtswetter und das wunderbare Ambiente genossen...
Vom Zwillingsturm dann 50m abgeseilt und rüber zur Gipfelwand gequert, bloss weg von diesen hysterischen Spinnern... Nach einer kurzen Pause die 4 SL der Route S-Wand Buch in Angriff genommen:
1. SL 5b: Die ersten 20 Meter einfach aber sportlich abgesichert, dann aber vollgas spreizen und nicht anmerken lassen, dass dies wohl die härteste je gekletterte 5b Seillänge in meinem Leben war. Sie war auch etwas schmutzig und wird wahrscheinlich nicht allzu oft geklettert.
2. SL 5b: Es geht gleich luftig los, irgendwie klappts aber doch zum 2. BH und zum 3., dann wird es einfacher und gemütlicher bis zum nächsten Stand.
3. SL 5c: Eine sehr schöne Seillänge, zuerst piazen und spreizen in einem Riss, dann der luftige Quergang unter einem Dach, zum Glück war da schon ein fixer Keil vorhanden. Dann noch einmal kräftig ziehen um über das Dach zu gelangen, geschafft, der letzte Stand vor dem Gipfelbuch.
4. SL 5a: Die Ausstiegs-SL, dem Himmel nahe, die Leute tummeln sich auf der Nadel, geschafft, wir sind oben.
Um 17.30 Uhr auf der Gipfelnadel, an der Kante hoch ohne Zwischensicherung, aber nach so viel Piazkletterei ein Stück Zucker für mich :-) Einmalig das Gefühl dort oben zu stehen, nach fast 12h nonstopp klettern... Von der Nadel 15m nach N abseilen.
Nach einer längeren und verdienten Pause den Abstieg in Angriff genommen. IMMER den roten Markierungen folgen, am Besten mit Kletterschuhen bis runter zum Firnfeld. In diesem Absteigen und dann wieder den Markierungen folgen, steil das Couloir und zu guter Letzt noch den Bach überqueren. Es sind schon Löcher im Altschnee vorhanden und darunter der tosende Bach, dies bereitet uns schon ein etwas mulmiges Gefühl, hoffentlich hält das bei uns noch :-/ Geschafft, nun noch die letzten Meter bis zur Hütte, das Essen und das kühle Bier wartet schon auf uns. Um 20.10 Uhr sind wir dann endlich zurück, es war ein lange und körperlich anspruchsvolle Tour (> 15 Stunden), die Strapazen und Eindrücke werden so schnell nicht vergessen gehen...
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Gemsplanggen, Incredibile, 7 Sl, 5c+, 5c obl. (****)
Am nächsten Tag dann noch einmal gemütlich zum Gemsplanngen gepilgert zum Plaisierklettern, nicht so richtig in Stimmung für Extremes wie Leviathan oder Aline im Wunderland, diese werden dann ein anderes Mal angegangen...
Die Route ist wirklich unglaublich schön, selten so spektakuläre 5b Seillängen geklettert, vor allem die letzten drei SL sind sehr schön, aber auch die 3. SL ist mega beau! Die 4. SL 5a ist lediglich 25m und nicht 35m wie im Führer beschrieben. Den Stand am Ausstieg hatten wir nicht gefunden, es hat aber genügend grosse Blöcke rumliegen um einen Schlingenstand zu basteln.
Abgeseilt wieder über die Mocca, aber diesmal waren wir gewarnt vor den heiklen Stellen. Witzig, beim letzten Abziehen hat sich das Seil dann genau wieder um die gleiche Schuppe gewickelt, diesmal konnten wir es aber geschickt von unten befreien...
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Zurück in der Hütte noch einmal gestärkt mit Kaffee und Muffins, dann unsere sieben Sachen gepackt und in 50 Minuten hinunter nach Ulmi gerannt, mega fit fast schneller als der Wind :-)
Bemerkungen:
Am Gemsplanggen am Besten über die Abseilpiste Mocca/Khumbu Express abseilen - ACHTUNG - unbedingt auf die Seilführung achten, sonst kann sich das Seil sehr schnell verfangen oder der Knopf in einem Riss stecken bleiben...
Im Jahr 2006 sind weitere Neuerungen am Salbitschijen hinzugekommen.
So sind einerseits zwei Neutouren an den Südgrattürmen erschlossen worden: Ruska 6b+ und Salbitissima 6b+.
Der Einstieg der Salbitissima befindet sich auf dem Band rechts des Südgrat Einstieges. 7 Seillängen herrlichste Platten- und Verschneidungskletterei. Oberhalb der Südgrat Schlüsselstelle erreicht die Route den Grat. Drei teils spektakuläre Abseilstellen enden am höchsten Punkt des Grasgeländes direkt in der Falllinie des Plattenturms. Die nun folgenden 4 fast 50 Meter Längen zählen zum Besten, was der Salbit zu bieten hat.
Topo
Andererseits gibt es einen neuen Direkt-Einstieg zum Südgrat (1 1/2 Seillängen, 5a) sowie eine neue Abseilpiste am Zwillingsturm (9*50m zwischen Licht & Schatten und Jimmy).
Topo
Einen Bericht zum Südgrat und Takala findet man auch auf topoguide.de.
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten, aber auch weniger bekannten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Darin sind natürlich auch die Klettereien am Salbit enthalten.
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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