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 | Tourendetails Salbit - Via Hammerbruch |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Riss |
Datum | 02.09.2007 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem Ost 2013 / Salbit erleben! |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | D. Andres, Z. Nägeli, A. Klinkert 1979, saniert durch BGA 1999 |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | A |
Höhenmeter | 380m
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Exposition | S |
Meereshöhe | 2450 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer |
Trocken bei Regen | Bleibt länger nass |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | GKG |
Beschreibung | Via Hammerbruch (W-Turm II) 6b, 6a+ obl., 10 SL (****), mit Martine
(Salbit W-Turm II)
Nach einer beinahe schlaflosen Nacht (inkl. Reanimierung eines Bewusstlosen) um 06.15 Uhr Richtung Turm II aufgebrochen. Was würde uns erwarten auf dem Kettenweg, an welchem man das imposante Mittwaldcouloir überwindet? Ich hatte schon viel davon gehört, war aber bisher noch nie in den westlichen Gefilden des Salbit-Massivs.
Der Weg zum Salbitbiwak 2402m folgt zuerst der Autobahn Richtung Südgrat, beim grossen Block (2305m) zweigt der Weg dann nach links/W ab (weisse Markierung) und führt auf guten Wegspuren beinahe horizontal bis zum Beginn der Kette.
Der Kettenweg führt dann eindrücklich und luftig, an über 200m Ketten und Stahlseilen, auf- und absteigend durch das Mittwaldcouloir (Klettersteigset zwingend, oder zumindest Anseilgurt und Sicherungsschlinge!). Auf der anderen Seite dann wieder auf guten Wegspuren nur noch wenige Minuten bis an den Wandfuss von Turm II. Dauer für den Zustieg bei gemütlichem Tempo knapp 2 Stunden.
(Der Kettenweg führt an 200m Ketten und Stahlseilen durch das Mittwaldcouloir)
Um 08.45 Uhr, nachdem wir die Linie der Hammerbruch dann endlich ausfindig machen konnten, sind wir in die Route eingestiegen.
1. Sl 6a: Gleich schon zu Beginn wird der Tarif durchgegeben: Nach einigen Aufwärm-Metern gelangt man in ein Risssystem, welches man von Vorteil spreizend überwindet. Für grössere Menschen möglicherweise kein Problem, für die Kleineren, bei welchen auch im Spagat die Spannweite nicht ausreicht, bieten sich zwei Möglichkeiten: 1.: Rechts an dem Riss hinauf piazen, was aber ein doch noch heikles Manöver verlangt, um an diesen Riss zu gelangen (der letzte Friend ist doch schon etwas weiter unten), oder dann 2.: Im linken Riss an Friends hochtechen (so gemacht vom Frauenteam hinter uns).
2. Sl 6a+: Schöne Risskletterei zu Beginn, den 3. Bh mit Schlinge verlängern, anschliessend unter einem Dach nach links queren, bis dieses schlussendlich stotzig aber an guten Griffen erklettert wird (den Bh über Dach ebenfalls verlängern, ansonsten Seilzug!), zum Schluss dann heikel über eine Platte bis zum Stand (Runout!).
3. Sl 6b: Nach rechts steil unter dem Dach durchqueren/quetschen an Untergriffen (oft nass!), anschliessend stotzig-athletisch den Überhang überwinden, dann ins rechte Risssystem wechseln und steil-piazend bis zum Stand.
4. Sl 6a+: Schöne, anspruchsvolle Risskletterei, einige Friends als zusätzliche Absicherung für die Psyche.
5. Sl 6a+: Sehr schöne Kletterei an Rissen, spreizend v.a. im unteren Teil, im oberen Teil geht es steil-piazend und athletisch an einer Mega-Schuppe hinauf, auch hier immer mal wieder ein Friend für die Psyche.
6. Sl 6b: Super Seillänge, zuerst piazend und spreizend (technisch) der Verschneidung folgen, anschliessend die rechte Variante gewählt über das Dach (die linke folgt der Verschneidung), nun auf ca. 15m genussvolle und luftige Piazerei, anschliessend nach links zurück (hinunter) in die Verschneidung und zum Stand.
7. Sl 6a: Schöne Genusskletterei, meist piazend und an guten Griffen.
8. Sl 6b: Anspruchsvolle und steile Risskletterei zu Beginn (gut abgesichert), anschliessend eine knifflig-plattige Traverse nach rechts, dann piazend an einem guten Riss bis zum Stand (Runout).
9. Sl 6b: Auf den ersten Metern sehr technisch -> plattig und an feinen Griffen gewinnt man an Höhe (gut abgesichert, nach dem 3. Bh hat es links eine feine Schuppe zum greifen), bevor es dann wieder an Rissen piazend, spreizend und (be)klemmend weiter geht.
>> Schlüsselseillänge, mehr 6c als 6b (kann auch rechts umgangen werden).
10. Sl 6b: Super Seillänge zum Schluss. Nach dem 1. Bh und einem Friend muss unter einem Vorsprung nach links gequert werden, nach dem Bh dann die Crux, klemmend und piazend im Riss hochzukommen. Anschliessend anhaltend anstrengende, aber sehr schöne Piazerei bis zum Stand und eigentlichen Ende der Via Hammerbruch (es könnte noch eine leichte Seillänge angehängt werden bis auf den höchsten Punkt).
Um 15.00 Uhr waren wir beide beim letzten Stand angelangt, etwas überrascht, dass wir nicht mehr Zeit benötigten, und natürlich überglücklich und dankbar, dass wir dieses Testpiece (für uns zumindest) meistern konnten. Nach einer kurzen Pause dann teils über die Route, teils über die eingerichtete Abseilpiste (Irniger-Combi-Stände) abgeseilt. Dies ging problemlos (keine Seilverhänger), nach einer Stunde standen wir bereits wieder unten beim Einstieg.
Nun eine ausgiebige und wohlverdiente Pause. Während wir unsere Brote verdrückten, die Sonne und die Ruhe genossen, konnten wir zusehen, wie sich noch immer unzählige Kletterer auf dem Südgrat tummelten :-) Aber auch wir hatten ja noch einiges vor uns, über den Kettenweg zurück zur Salbithütte und noch der Abstieg hinunter ins Tal - also war bald einmal Aufbruchstimmung und fertig herumgehängt. Der Weg vom Biwak zur Hütte ist etwas weniger anstrengend als umgekehrt, das aufsteigen an der Kette einfacher als das abklettern (von der Hütte zum Biwak muss an der Kette meist abgeklettert werden), und nach dem Kettenweg geht es praktisch nur noch hinunter bis zur Salbithütte. Nach einem kurzen Zwischenstopp und kleinem Schwätzchen in der Hütte weiter hinunter nach Ulmi, zum Schluss dann schon mit etwas weichen Knien, die Müdigkeit machte sich langsam bemerkbar. Um 20.15 Uhr waren wir zurück beim Auto, nun nur noch sicher nach Hause kommen.
Bemerkungen:
Die Tour ist auf den gesamten 10 Sl anhaltend anstrengend und sehr homogen (ich verspüre nach 2 Tagen noch immer Muskelkater). Ich war etwas überrascht, dass die Risse meist auch als solche geklettert werden mussten, und nicht gepiazt werden konnte! Die Absicherung ist v.a. im oberen Teil gut bis sehr gut, trotzdem ist ein Satz Friends (Cam 0.4-3) zwingend mitzunehmen! Die Stände sind jeweils mit zwei geklebten Ringbohrhaken versehen, an welchen auch abgeseilt werden kann (mit Vorbehalt, sie sind nicht mit einer Kette oder Reepschnur verbunden). Mit den 60m-Halbseilen waren wir einmal mehr gut bedient - zweimal konnten wir beim abseilen eine Abseilstelle überspringen und somit Zeit einsparen.
Allgemein ist die Tour ziemlich hart bewertet, ich würde stellenweise doch eher 6c vorschlagen bei einer freien Begehung, natürlich sind die Schlüsselstellen meist durch Bh entschärft und können allenfalls technisch gelöst werden. Und auch die einfacheren Seillängen sind wirklich anspruchsvoll!
Der Turm II hat im September ab ca. 10.00 Uhr Sonne.
Gruss an Cedi, und Chapeau für Deine Salbit-W Winterbegehung (inkl. winterlicher Traverse des Mittwaldcouloirs)!
Einen weiteren guten Bericht zur Via Hammerbruch findet man auf topoguide.de.
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten, aber auch weniger bekannten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Darin sind natürlich auch die Klettereien am Salbit enthalten.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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