Beschreibung | Danielli-Pohl 6c+, 6a obl., 6 SL (****), mit Martine
(Poncione di Ruino 2669m - eine elegante, sonnenbeschienene Wand aus traumhaftem Granit. Die südliche Ausrichtung erlaubt das Klettern im Winter oder Anfang Frühjahr, wenn man das Klettern mit einer Skitour verbinden kann.)
--
Nachdem wir den Butterzopf verdrückt und den Kaffee ausgeschlürft hatten, nahmen wir den doch eher mühsamen Aufstieg zum Poncione di Ruino Torre in Angriff. Von der Capanne Piansecco zuerst angenehm auf Wegspuren bis zur Alpe Nuova ca. 2450m, dann das Schutt- und Geröllfeld querend bis an den Wandfuss 2530m (nach E, Steinmänner).
Um 10.45 Uhr sind wir bei super Sonne und lauem Lüftchen in die Route eingestiegen. Der Einstieg ist markiert mit den Initialen D.P.
1. Sl. 6c+: Nach einigen Aufwärmmetern auf dem Band nach links geht es dann hammermässig los: Steile, athletische Risskletterei an einem Fingerriss! Es stecken viele Bh und Nh, wer also nicht genügend Dampf hat, der kann auch gut mal hängen oder die eine oder andere Stelle A0 bewältigen. Vor allem der obere Teil ist ziemlich tricky, verlangt eine gute Fusstechnik und den nötigen Power zum durchziehen.
2. Sl. 6a+: Und hammermässig geht es weiter - anstrengende, steile und äusserst schöne Risskletterei!! Vom Stand rechts weg in den Riss, Cam 0.75 gesetzt, da der erste Bh doch noch einiges entfernt lag, dann dem Riss folgen bis zum Stand, die Crux kurz vor dem Schluss. Gut abgesichert, es kann noch zusätzlich mit Friends abgesichert werden.
3. Sl. 5a: Kurze Seillänge - exponierte aber super schöne Piazkletterei an einer Schuppe, es muss auf einigen Metern kurz etwas abgeklettert werden.
4. Sl. 6b: Fantastische Seillänge, zuerst in der Verschneidung, dann geniale, stotzige Riss- und Piazkletterei, die Schlüsselstelle dann kurz vor dem Stand. Kann mit Friends zusätzlich ausgerüstet werden.
5. Sl. 6b+ (6a 1 p.a.): Die ersten Meter fett an der Knallerschuppe, dann luftig auf den Zapfen stehen und weit nach links greifen an die Leisten oberhalb der glatten Platte (rechts aussen hilft ein versteckter Griff:), anschliessend mit rechts in den Riss stehen und mit links hochstehen -> wer dies nicht schafft, der kann den Express zur Hilfe nehmen (A0). Anschliessend genussvolle Kletterei, zuletzt ziemlich clean in der Verschneidung bis zum Stand an einem Block (habe diesen noch mit einigen Friends zusätzlich ausgerüstet).
>> Wer sich die folgende, cleane Seillänge ersparen möchte, der kann hier theoretisch abseilen, zumindest ist dies so im Topo eingezeichnet... Ich würde aber eher davon abraten - wer weiss, wie gut dieser Block hält, zudem liegen ziemlich viele, lose Blöcke herum!
6. Sl. 5a (clean): Tja, es war mit Sicherheit keine 4a wie im Cugini-Führer eingezeichnet, und die Linie muss auch selber gefunden werden! Aber es klappte erstaunlich gut: Vom Stand ging ich ziemlich gerade hoch (etwas rechts haltend), und nach einigen haarigen Metern mit vielen Knusper-Flechten wurde der Fels dann wieder besser, und ich konnte auch endlich den ersten Friend legen. Danach einer logischen Linie gefolgt, zwischendurch einige Friends und Zackenschlingen gelegt, und ich erreichte direkt den Standplatz mit 2 Bh und weisser Schlinge.
>> Tja kann sein, dass ich eine falsche Linie wählte. Vielleicht hätte ich vom Stand eher nach links gehen sollen, zumal ich dort ziemlich weit oben einen Schlaghaken erblicken konnte. Es war aber der einzige, und es hat um einiges schwieriger ausgeschaut als 5a - desshalb ging ich dann auch gerade hoch.
Um 14.00 Uhr erreichten wir den Stand der 6. Seillänge. Nun die Frage: Sollten wir ins Couloir (N-Seite) abseilen und uns auf einen abenteuerlichen Abstieg durch Geröll gefasst machen, ev. einen Seilverhänger riskieren, etc..? Oder Sollten wir die Abseilstelle von Skin Contact suchen und bequem durch die S-Wand abseilen? Wir entschieden uns für die zweite Variante :-)
Nach einigem Suchen wurden wir dann fündig: Vom Stand muss ca. 15 Meter nach rechts traversiert werden, zwischen Blöcken hindurch in leichter Kletterei, anschliessend sieht man ca. 10 Meter weiter unten (etwas links beim hinunter schauen) den Standplatz von Skin contact. Um diesen zu erreichen, muss etwas exponiert abgeklettert werden.
>> Dies ist schlussendlich eine weitere, 7. Sl., Schwierigkeit ca. 4a, clean & expo.
Vom Stand der Skin contact dann 3x abgeseilt (50m,55m,60m) zurück zum Einstieg. Bei der zweiten Abseilstelle etwas rechts halten (von oben gesehen) und Zwischenhaken einhängen!
Um 16.00 Uhr waren wir zurück bei unseren Sachen, nun nur noch der beschwerliche Abstieg hinunter nach All Acqua, mit kurzem Zwischenstopp in der Piansecco Hütte versteht sich ;-) War erneut ein tolles Wochenende, wir kommen gerne wieder, ciao a tutti!
--
Bemerkungen:
Beim abseilen über Skin contact (7a+ A0, 6c obl.) konnten wir in diese selten geile Linie einsehen - psychisch und physisch anspruchsvolle Risskletterei - dies wäre ein Projekt... Ten years after und Musique gaie pour un demain triste müssen auch sehr schön sein!
Einen weiteren Bericht zu Klettertouren am Ruino Torre findet man auf topoguide.de.
Weitere Berichte zu Touren im Piansecco-Gebiet auf chmoser.ch.
Marco Bassi hat im Jahre 2009 am Poncione di Ruino Torre einige Neutouren eröffnet, hier gehts zum aktuellen Topo (herzlichen Dank dafür) >>>
|