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| Tourendetails Piz Linard 3410m S-Flanke |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 15.03.2011 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1198 Silvretta |
Link zum Kartendienst | |
Anforderung | SS+ 5.1/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 16.1km
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Höhenmeter | 2000m 2000m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | S |
Gipfel erreicht? | Nein |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Piz Linard 3410m S-Flanke, mit Günther
(Piz Linard 3410m S-Flanke)
Auch wenn uns der Gipfelerfolg heute aus verschiedenen Gründen verwehrt blieb, schreibe ich hier trotzdem noch einen kleinen Bericht, da gewisse Informationen durchaus wertvoll sind.
Anreise mit PW bis Klosters, weiter mit der ersten Bahnverbindung um 06.20 Uhr nach Sagliains (Lavin). In Saglians 1420m sind wir um 07.45 Uhr über die Bahngeleise gestiegen und mit aufgebundenen Skis über die südseitigen, komplett aperen Wiesen zum Lärchenwald aufgestiegen. Anschliessend mehr oder weniger dem Wanderweg folgend durch den Wald hinauf bis ca. 1800m, wo wir dann endlich die Skis anschnallen konnten und so die Verzweigung bei Plan dal Bügl ca. 1960m erreichten. Nun dem ausgeschilderten Wanderweg zur Chamanna dal Linard 2327m gefolgt. Unterhalb der Hütte müssen auf ca. 2200m einige steile, lawinengefährdete, SW-exponierte Hänge gequert werden, sichere Verhältnisse sind hier Voraussetzung! Nach einer kurzen, mit Kettern versicherten Tragpassage erreichten wir anschliessend nach einer weiteren Hangtraversierung (Harscheisen!) in wenigen Minuten die Hütte, 08.30 Uhr.
Nach einer kleinen Pause sind wir um 08.45 Uhr Richtung Linard S-Flanke aufgebrochen, der Gipfel wurde bereits zusehends eingenebelt. Flach durch den Talkessel von Glims in NNW-Richtung bis zu den Ausläufern der S-Flanke, zuletzt immer steiler werdend bis zum markanten, von weitem sichtbaren Couloir westlich von Pkt. 2860m aufgestiegen, die letzten Meter etwas mühsam über harten Lawinenschnee. Nachdem einige Kohlehydrate nachgeschoben und die Skis aufgebunden waren, sind wir, mit Steigeisen und Eisgeräten bewaffnet, um 10.00 Uhr Richtung Gipfel gestartet. Im unteren ca. 45° steilen Couloir fanden wir vorwiegend guten Trittschnee, wobei die Schneeschicht nicht durchgehend tragfähig war, ab und an sind wir durchgebrochen und wurden so zu anstrengender Spurarbeit gezwungen. Nach dem ersten Couloir dann flachte der Hang etwas ab, hier brachen wir oft bis zu den Oberschenkeln durch, das war sehr anstrengend und zwang uns immer wieder zu kleineren Pausen. Und hier passierte nun das kleine Malheur: Obwohl wir eigentlich wussten, dass wir uns eher rechts halten, und in direkter Linie die Flanke, später wieder ein Couloir, zum Gipfelgrat hochsteigen sollten, liessen wir uns von einem weiteren Couloir linkerhand verleiten - dieses würde ebenfalls auf dem SW-Grat münden, über welchen wir dann einfach zum Gipfel gelangen könnten. Anzumerken ist hier noch, dass wir zeitweise fast nichts sahen ausser Nebel, und der Aufstieg durch dieses Couloir naheliegender war als durch die Flanke... Somit sind wir also dieses bis zu 50° steile Couli hoch, immerhin fanden wir hier wieder perfekten Trittschnee und kamen so einigermassen gut voran. Zwischen Pkt. 3257m und dem in der Führerliteratur erwähnten Hörnli gelangten wir auf die verwächtete Einsattelung am SW-Grat, hier mündet auch die sogenannte Weilemann-Rinne. Über einen steilen Aufschwung verfolgten wir den Grat noch einige Meter Richtung NE, bis dieser immer schmaler und felsiger wurde - hier deponierten wir schliesslich unsere Skis, denn von weiter oben würden wir sowieso nicht mit den Skis abfahren können (ausser wir würden sie mit über den Grat bis zum Gipfel nehmen). Nun also mit kleinem Rucksack in leichter Kletterei auf den luftigen Grat hinauf und noch einige Meter weiter, bis ein felsiger Gendarm auf ca. 3270m den Weg versperrte. Dieser Gendarm wäre allenfalls sehr exponiert auf seiner Südseite zu umgehen gewesen, dies aber sicher nicht ohne grösseren Risiken! Sicherungsmaterial hatten wir keines dabei, somit entschieden wir uns hier schliesslich zur Umkehr, es war ja erst 11.25 Uhr und wir behielten uns die Option noch offen, vom flachen Mittelteil schliesslich doch noch einmal den Gipfel auf der vermeintlich richtigen Route in Angriff zu nehmen.
Somit wieder zum Skidepot abgestiegen und für die Steilabfahrt bereit gemacht. Um 11.40 Uhr gings los! Die ersten Meter hinunter zum Sattel waren sehr schmal und steil, ein Springen an Ort oder abrutschen über abschüssigen Felsplatten war angesagt, Fehler waren hier nicht erlaubt. Weiter dann die steile Rinne hinabgesprungen, auch hier war an normales Skifahren nicht zu denken. Nach dieser Rinne gelangten wir in den offenen, etwas flacheren Hang, hier mussten wir uns nun entscheiden, ob wir die Skis wieder gegen die Steigeisen tauschen, oder weiter zum Wandfuss abfahren sollten. Der Entschluss, weiter abzufahren, und den Gipfel ein anderes Mal in Angriff zu nehmen, war im Angesicht des Nebels, welcher garantiert nicht aufreissen würde, schnell gefasst - und so fuhren wir weiter durch das untere Couloir bis zum Wandfuss resp. Materialdepot ab, Ankunft um 12.00 Uhr. Nachdem die zurückgelassenen Sachen zusammengeklaubt waren, sind wir umgehend zur Chamanna Linard abgefahren, die gute Sicht und schöne Firn liessen immerhin einige schöne Schwünge zu!
Nach einer gemütlichen Pause auf dem Bänkli vor der Hütte, hatten wir uns um 12.35 Uhr zur Talabfahrt aufgemacht. Entlang der Aufstiegsspur fuhren wir vorsichtig, möglichst den faulen Schnee ausweichend, hinunter nach Plan dal Bügl, dann weiter auf der meist noch schneebedeckten Strasse mit einigem ab- und wieder anschnallen bis auf ca. 1700m. Hier gaben wir und schliesslich geschlagen, banden die Skis auf den Rucksack, und nahmen den restlichen Abstieg nach Lavin zu Fuss in Angriff. Zeitlich würde es ziemlich knapp werden, die 13.56 Uhr Verbindung nach Kosters zu erwischen. Wir beschleunigten etwas das Tempo, und erreichten tatsächlich um 13.54 Uhr den Bahnhof Lavin, die Zeit reichte gerade noch um ein Billet zu lösen, als bereits der Zug eintraf und uns zurück nach Klosters brachte. Auf der Terrasse des Hotels Alpina genossen wir die Föhnstimmung und das feine Kaffee, nur langsam schickten sich Gedanken oder gar leichte Zweifel an, ob wir vielleicht nicht doch noch Richtung Gipfel hätten gehen sollen. Aber immerhin kamen wir in den Genuss einer steilen Couli-Abfahrt! Und der Berg läuft ja bekanntlich auch nicht davon - wir kommen bestimmt wieder!
(Piz Linard 3410m S-Flanke - Routenübersicht)
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GPS-Profil
GPS-Tracks
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Bemerkungen
Das Bulletin lag in Südbünden auf Stufe 2, Hauptgefahr bildeten Triebschneeansammlungen für Expositionen von W über N bis E über 2200m, wir waren somit im grünen Bereich.
Das Silvretta-Gebiet liegt bereits südlich des Alpenhauptkammes, somit ist bei Föhnlage, mit (föhnbegünstigt) schönem Wetter im Norden/Osten und schlechtem Wetter im Süden, auch hier mit Wolken zu rechnen - dies mussten wir heute leider erfahren...
Im flacheren Mittelteil der Linard S-Flanke könnte man zeitweise wieder mit Skis aufsteigen (ca. 40°), die Felle vielleicht am besten an den Skis lassen und erst oben wegmachen.
Ein Bericht sowie einige Fotos einer erfolgreichen Begehung/Befahrung der Linard S-Flanke findet man hier.
Es lag sehr wenig Schnee im Gebiet, für eine Begehung/Befahrung des Piz Linard bessere Verhältnisse abwarten.
Verbindungen von Lavin zurück nach Klosters stündlich um xx.56 Uhr (Stand März 2011). Falls man die Tour ebenfalls mit dem öffentlichen Verkehr durchführen möchte, sind die Zugsverbindungen im voraus zu prüfen!
Nachtrag 13.07.2011
Offensichtlich handelt es sich nicht um die Weilemann-Rinne, welche wir auf dem obigen Bild dargestellt hatten, gemäss dem aufschlussreichen Gästebuch-Eintrag von Tito (12.07.2011, besten Dank dafür!):
Hoi miteinander,
ich habe den Bericht vom Piz Linard gelesen und dabei folgende Bemerkung: die Weilemannrinne ist nicht diejenige, wie im Bild dargestellt. Sie liegt zwischen dem S-Grad und SE-Grad und ist auf diesem Bild nicht sichtbar.
Ich habe den Linard über 60x bestiegen. Und zwar zu allen Jahreszeiten. Ein Duzend mal auch im Winter.
Übrigens, eines der besten Monate für Skitouren am Linard ist der April. Besserer Trittschnee und idealerer Hüttenanstieg. Zudem ist keine technische Ausrüstung notwendig.
Gruss aus dem Pündnerland
Tito
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Die Weilemann-Rinne konnten wir stattdessen auf der Piz Sarsura Skitour erspähen, hier das entsprechende Bild dazu.
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