Beschreibung | Goldgruebä (Melchtal), mit Oli
(Sektor Goldgruebä - im linken Wandteil befindet sich die Route Schwarzes Loch)
Die Sektoren Goldgruebä sowie Flüelibalm-Dossä gehören zu den Talgebieten im Melchtal, welche um einiges tiefer gelegen, und somit früher zugänglich sind als die Cheselenfluh oder der Ofen. Die Routen sind bis auf einige wenige Bolts perfekt mit Inox-Material ausgerüstet und verlangen keine zusätzlichen Sicherungsmittel. Es lässt sich gut mit einem 60-70m Einfachseil klettern, alle Stände sind zum abseilen eingerichet. Die Kletterei an meist griffigen Leisten und Tropflöchern ist sehr abwechslungsreich, technisch und anhaltend, die Felsqualtität lässt nichts zu wünschen übrig! Magnesia-Spuren sucht man dabei vergebens, hier kann man den Routen noch wahre Onsight-Begehungen abringen! Aber wen interessiert das schon, wenn sich die Schwierigkeiten vorwiegend im 6. Franzosengrad befinden... Die Wand liegt ab ca. 15:00 Uhr im Schatten, am Wandfuss sorgt der dichte Wald ganztags für wohltuende Kühle. Der abschüssige Einstiegsbereich ist wenig geräumig und nicht geeignet für Kinder. Einen Helm zu tragen wäre sicher auch nicht verkehrt.
Nachdem wir schweissgebadet am Wandfuss angekommen waren und uns einen Überblick verschafft hatten (die Routen sind nicht angeschrieben), sind wir wenig später in folgende Routen eingestiegen:
Robis Limit 6b+ (***): Schöne, recht anhaltende Wandkletterei an Leisten, Löchern, Seit- und Untergriffen.
>> Der ansonsten einwandfreie Fels war durchwegs mit einer leichten Staubschicht bedeckt, die Route wurde wohl nicht sehr oft oder gar nicht begangen in letzter Zeit, schade!
>> War nicht einfach zu lesen so ganz ohne Magnesiaspuren...
Schwarzes Loch 7b (**/***): Die Toproute im Gebiet, diese wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, obwohl das Kletterkönnen zur freien Begehung momentan nicht ganz ausreichen würde.
L1 7a: Leider etwas inhomogene Seillänge. Start sehr brüchig, dafür stecken die Haken nahe beinander... Anschliessend folgen einige Meter in schönem Fels, bevor es athletisch rechts weg an die Schuppe geht. Diese, von unten nicht sichtbar, wurde bereits mit Sika zugekleistert, da sie offenbar nicht sehr solide ist. Und prompt hatte ich ein tellergrosses Stück Fels herausgezogen... Nach dieser Schrecksekunde zog ich es vor die Stelle in A0-Manier zu passieren, um anschliessend bis zum Stand zu klettern.
>> Vorsicht bei der markanten Schuppe kurz vor dem Stand: ich bzw. mein Sicherungspartner hatten grosses Glück, als ich hier nicht ganz unerwartet einen tellergrossen Block herausgerupft hatte. Alles Sika nützt nichts, die ganze Schuppe wird wohl früher oder später fulminant ins Tal rauschen...
L2 7b: Nun folgte das Pièce de résistance. Mit 23 Express bestückt startete ich in diese 50m-Seillänge. Der rötliche Tropflochfels ist von Beginn weg rattenscharf, vorsichtige Moves schonen die Finger/Körperhaut. Die Kletterei war grundsätzlich nicht allzu schwierig, dafür ziemlich ausdauernd, wobei mir dann schon bald einmal der Strom ausging. Und es musste trotzdem auch ab und zu etwas über die Haken geklettert werden, was meiner klettertechnisch bereits angekratzten Psyche nicht sehr bekömmlich war. Meter für Meter hatte ich mich hochgezittert, um anschliessend trotzdem wieder ins Seil zu sitzen. Irgendwann nach dem schwarzen Loch, welches linkerhand aufbindbar war, gelangte ich zu einer Verschneidung, welche mich vor weitere, vorerst unlösbare Probleme stellte. Hier war dann Schluss und ich hatte beschlossen die Übung abzubrechen. Schade, aber irgendwann sollte man einsehen wenn einem die Sache über den Kopf gewachsen ist. Somit bis zum Zwischenstand abgeseilt, das Seil durchgezogen und die restliche Seillänge abgebaut.
>> Tolle Seillänge mit alpinem Touch!
>> Danke Oli für die Geduld! Und wie gesagt, auch wenn wir den Schwierigkeiten nicht ganz gewachsen waren - hätten wir die Route nicht probiert, wären wir ev. mit Bedauern nach Hause gefahren.
Nun war ich bedient und hatte vorerst einmal genug geklettert, und sowieso war nun Oli an der Reihe. Da er sich im Sektor Goldgruebä nicht in einen Vorstieg wagen wollte, wechselten wir in den etwas tiefer gelegenen Sektor Silberminä. Dieser bietet ein dutzend Klettereien in unteren Schwierigkeitsgraden und ist zudem regensicher. Die Felsqualität ist allerdings eher bescheiden - so hatten wir nach einer Route bereits genug gesehen und zogen es vor, in Melchtal auf ein Kaffee einzukehren.
(Sektoren Goldgruebä und Silberminä)
Bemerkungen:
Der Sektor Goldgruebä wird zu Unrecht selten besucht, die Touren verdienten es durchaus etwas häufiger geklettert zu werden! Ansonsten wird die Natur resp. das Efeu die Wand bald wieder für sich beanspruchen. Aber vielleicht erlebt das Gebiet jetzt, wo das Befahren der Alpstrasse hinauf Richtung Cheselenflue oder Melchsee-Frutt so richtig teuer geworden ist, seinen zweiten Frühling, wer weiss ;-)
Im Sommer (Sommerzeit) liegt die Wand ab ca. 15:00 Uhr im Schatten.
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