Bishorn Westgipfel 4153m und Ostgipfel 4135m (Pointe Burnaby), Tête de Milon 3693m, mit Antoine
(Zinalrothorn 4221m || Dent Blanche 4357m und Grand Cornier 3961m)
//Motivation
Da die Trophées du Muveran auf und neben die Pisten von Villars-Gryon verlegt wurden, liess ich das Rennen kurz entschlossen sausen, und nutzte stattdessen die Gelegenheit mich für die PDG zu akklimatisieren. Da wir die Woche sowieso in Zinal verbrachten, war es naheliegend, wieder einmal die Tour auf's Bishorn 4153m anzugehen. Letztes Jahr musste ich den ersten Abschnitt mit aufgebundenen Ski unter die Füsse nehmen, dieses Mal war es möglich die Ski direkt vor der Haustür zu montieren! Die Wetterprognosen versprachen Grand Beau mit etwas Wind, beste Voraussetzungen für einen grossen Tag! Antoine liess sich nicht lumpen und war ebenfalls mit von der Partie.
(Cab. Tracuit 3256m und Turtmanngletscher || Bishorn 4153m Nordflanke)
//Tour
Kurz nach 5:00 Uhr sind wir in Zinal Pkt. 1653m gestartet. Im Stirnlampenlicht folgten wir der Langlaufpiste über das Plat de la Lé, und gelangten über Vichiesso hinauf zur neuen Brücke über den Navisence. Nun nicht entlang dem Sommerweg, sondern etwas nach SE ausholend (Moming) und wieder nach N (links) abschwenkend hinauf nach Le Chiesso Pkt. 2082m. Da wir bloss den Spuren folgen mussten war die Wegfindung in der Dunkelheit relativ einfach. Anschliessend mehr oder weniger entlang dem Sommerweg Richtung Roc de la Vache. Weit oben konnten wir einige Stirnlampenlichter erkennen, wir waren heute nicht die Einzigen, die das Bishorn bottom-up besteigen wollten. Hartschnee zwang uns leider bald einmal die Harscheisen zu montieren. In der Morgendämmerung erreichten wir schliesslich die Einsattelung östlich von Pkt. 2617m.
(Antoine unterwegs Richtung Bishorn 4153m)
Nach einer kurzen Pause und Fellabfahrt ging es weiter über Combautana Richtung Cabanne de Tracuit Pkt. 3256m. Unterdessen waren wir zu den Vorgängern aufgelaufen. Rechterhand leuchteten Zinalrothorn, Dent Blanche usw. um die Wette, ein herrlicher Tag stand uns bevor! Kurz vor dem Col de Tracuit Pkt. 3250m wurde die Spur noch rutschiger als sie sonst schon war, und so fiel ich trotz Harscheisen mehrmals auf die Schnauze. Aufstehen und weitergehen hiess die Devise. Als wir die Hütte erreichten und die Sonne gerade Über den Mergasch Pkt. 3543m blinzelte, waren die Strapazen aber bereits wieder vergessen.
(Gipfelfoto Klassiker mit Weisshorn Nordgrat im Hintergrund || Bishorn Ostgipfel 4135m aka Pointe Burnaby)
Hinter der Cabane legten wir eine weitere, kurze Pause ein, genossen die tolle Ambiance und den genialen Ausblick auf die Couronne impériale. Für mich eine der schönsten und spektakulärsten Bergansichten im schweizer Alpenraum! Bald setzten wir den Anstieg fort. Wir querten den Turtmanngletscher und erreichten Pkt. 3543m, danach ging es über die Bishorn Nordflanke dem Gipfel entgegen. Die Flanke war erstaunlich abgeblasen und wir mussten trotz Harscheisen um ein vorsichtiges Steigen besorgt sein, ein dummer Ausrutscher würde kein gutes Ende haben. Spalten waren (bis auf eine oder zwei) alle mehr oder weniger gut zugeschneit. Nun spürten wir die dünne Luft und mussten etwas auf die Zähne beissen, trotzdem erreichten wir wenig später das gut bevölkerte Skidepot. Es folgte der kurze Fussaufstieg in gutem Trittschnee auf den Westgipfel Pkt. 4153m, dann war es vollbracht: nach meiner ersten Besteigung im Speedstil vor einem Jahr hatten wir das Bishorn 4153m ein weiteres Mal bottom-up bestiegen.
(Bishorn 4153m || Air Zermatt über unseren Köpfen)
Dieses Mal wollten wir aber noch eine Schippe drauflegen: da der nahe Ostgipfel (Pointe Burnaby) 4135m ebenfalls bestiegen wurde, liessen wir uns nicht lumpen, um dem kleinen Nachbarn ebenfalls ein Besuch abzustatten. Zurück beim Skidepot fuhren wir einige Meter hinab zur Lücke, montierten die Steigeisen, um über die stellenweise vereiste Flanke einfach auf den Gipfel zu steigen. Nach wenigen Minuten standen wir alleine auf dem Ostgipfel, und konnten dem emsigen Treiben auf dem Westgipfel zusehen. Dabei schwirrte die Air Zermatt über unsere Köpfe hinweg und verschwand hinter dem Weisshorn Nordgrat.
Nachdem wir zum Skidepot abgestiegen waren, folgte die ruppige Abfahrt über die Nordflanke hinab Richtung Turtmanngletscher. Da wir noch einigermassen früh dran waren und die Kraftreserven noch nicht vollständig aufbrauchten, wollten wir versuchen auch noch den Tête de Milon 3693m mitzunehmen. Obschon wir in der NE-Flanke keine Spuren fanden, war es relativ logisch wo wir aufzusteigen hatten. Die Höhe und Wärme! setzte uns nun deutlich zu, und so brauchten wir für diese 300hm beachtliche 45 Minuten. Erschöpft aber glücklich erreichten wir schliesslich den Gipfel, und genossen ein weiteres Mal die tolle Aussicht auf die Berge des hinteren Val d'Anniviers. Der Anblick des Glacier du Weisshorn zog uns in seinen Bann. Von der Cabanne d'Arpitetta kann man hier zu Pkt. 3576m aufsteigen und eine einsame Skitour geniessen.
(Antoine unterwegs Richtung Tête de Milon 3693m || Tête de Milon 3693m, dahinter Bishorn 4153m und Weisshorn 4506m)
Uns reichte es für heute. Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns an die Abfahrt über die NE-Flanke. Der Schnee war leider ebenfalls vom Wind bearbeitet und der Abfahrtsgenuss hielt sich in Grenzen. Kurz vor Tracuithütte schwenkten wir nach links (SW), um über einen steilen Hang Richtung Tracuit abzufahren. Der Schnee hatte unterdessen aufgefirnt, und so durften wir durch perfekten Frühlings kurven. Um uns den kurzen Gegenanstieg hinauf zum Roc de la Vache Pkt. 2617m zu ersparen, kam uns spontan die Idee, entlang dem Sommerweg direkt nach Zinal abzufahren. Dies war eine schlechte Entscheidung: obschon wir anfänglich gut vorankamen, fanden wir uns plötzlich in sehr abschüssigem Gelände wieder, und waren gezwungen, die Ski abzuschnallen und die steilen, mit Lawinenböllern übersäten Hänge vorsichtig zu Fuss zu queren. Nach diesen durchaus heiklen Minuten flachte das Gelände etwas ab, und wir konnten die Ski wieder unter die Füsse schnallen. Nun konnten wir die Abfahrt wieder geniessen, perfekter Frühlingsschnee fast bis ins Dorf hinunter, nur auf den letzten Metern mussten wir acht geben nicht bis zum Grund durchzubrechen. Beim Auberge Alpina Pkt. 1683m endete unsere Skisafari, es verblieb noch der Fussmarsch durch Zinal zurück zum Ausgangspunkt.
/Fazit:
Es war der perfekte Tag, danke Antoine! Die Entscheidung war goldrichtig, die Trophées du Muveran auszulassen und stattdessen auf's Bishorn zu steigen. Dass wir dann auch noch Firstlines am Tête de Milon zu verzeichnen hatten war ein tolles Extra. Und auch die direkte Abfahrt auf der Sommerroute hinab nach Zinal sieht wahrscheinlich eher wenige Wiederholungen, obschon von dieser Variante grundsätzlich abzuraten ist, ausser man weiss wirklich auf was man sich einlässt...
(Matterhorn 4478m und Ober Gabelhorn 4063m Close-up || Gletscherwelten)
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//Facts:
- Route: Zinal - Pkt. 1908m - Le Chiesso - Tsijière de la Vatse - Roc de la Vache Pkt. 2617m - Combautanna - Col de Tracuit - Cabanne de Tracuit - Turtmanngletscher Über den Mergasch - Bishorn 4153m - Pointe Burnaby 4135m - Turtmanngletscher - Tête de Milon - Turtmanngletscher - Cab de Tracuit - Combautanna - Sommerweg - Le Chiesso - Les Doberts - Zinal.
- Distanz: 32.8km
- Höhenmeter: 2920m
- Schnittpuls: 113bpm
- Maxpuls: 139bpm
- Verpflegung: 1 Gel, 3 Energieriegel, 1l Iso
- Ausrüstung: Gletscherausrüstung
//Die Zeiten:
- Start Zinal Poste 1670m um 05:14 Uhr.
- Zwischenzeit Roc de la Vache Pkt. 2617m um 06:52 Uhr.
- Zwischenzeit Cabanne Tracuit 3256m um 08:10 Uhr.
- Ankunft Bishorn 4153m um 09:53 Uhr.
- Start Bishorn 4153m um 10:02 Uhr.
- Ankunft Bishorn Ostgipfel 4135m um 10:16 Uhr.
- Start Bishorn Ostgipfel 4135m um 10:23 Uhr.
- Ankunft Turtmanngletscher 3400m um 10:49 Uhr.
- Start Turtmanngletscher 3400m um 10:55 Uhr.
- Ankunft Tête de Milon 3693m um 11:43 Uhr.
- Start Tête de Milon 3693m um 11:52 Uhr.
- Ankunft Zinal Poste 1670m um 12:51 Uhr.
--> Total ohne Pausen: 6:16 Std.
--> Total mit Pausen: 7:37 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Am Bishorn lauern durchaus einige Spalten, nach Neuschnee sollte man etwas vorsichtiger ans Werk gehen und die Augen offen halten! Hier ein legendäres Video von einem Spaltensturz am Bishorn: klick!
Die Skischwierigkeit 3.3/E2 bezieht sich lediglich auf die Abfahrt vom Roc de la Vache über den Sommerweg. Die Traversierung des Westflanke im Lawinenschnee war sehr heikel, und ein Sturz über die Klippen würde wohl schlimme Folgen haben...
Wenn im Frühling die höheren Alpengipfel locken, und man diese mit den leichten Rennski im Speed-Stil besteigen möchte, dann verwendet man von Vorteil ein tailliertes Fell und nicht die parallelen Standard-Rennfelle. Denn spätestens bei steilen Hangtraversen auf Hartschnee wird man mit den schmalen Fellen auf der Strecke bleiben respektive ins rutschen kommen.
Ich hatte mir dazu ein Pomoca Climb Pro (100% Mohair) angeschafft und gemäss untenstehender Video-Anleitung auf meinen Rennski angepasst. Zusätzlich hatte ich noch ein Top Fix Race System angenietet.