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 | Tourendetails Pischahorn 2980m, Piz Linard 3410m, Hinteres Plattenhorn 3200m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 23.01.2020 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1198 Silvretta, 249 S Tarasp |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | SS-, I 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 36km
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Höhenmeter | 4210m 4210m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | One for the books: Pischahorn 2980m, Piz Linard 3410m, Hinteres Plattenhorn 3200m, Isenfürggli 2765m, mit Stephan
(Anstieg Richtung Pischahorn 2980m || Der Piz Linard 3410m, da wollen wir hin!)
//Motivation
Der Piz Linard 3410m, König der Silvretta - für mich bisher eine eher leidige Geschichte. Bereits zweimal hatte ich einen Besteigungsversuch gestartet, und beide Male war ich kläglich daran gescheitert.
Beim ersten Versuch kletterten wir (Günther und ich) durch die Südflanke, hatten dann im Nebel das falsche Couloir erwischt und den Gipfel verfehlt (Bericht). Für den zweiten Versuch hatten wir (Patrick und ich) den Anstieg durch die Westwandrinne geplant. Start mit den Bikes in Klosters/Monbiel sind wir schliesslich auf dem Vereinapass umgekehrt, da der Gipfel unvorhergesehen dick von Wolken eingepackt war. Hier einige (lustige) Notizen dieses Besteigungsversuches: klick!
Beim dritten Versuch sollte es nun klappen. Unterdessen waren wir erwachsen und auch noch etwas lauftüchtiger als damals. Daher wählten wir als Zustieg nicht den langen Hatsch durchs Vereinatal, sondern die etwas spannendere Variante über das Pischahorn. Nach dem Piz Linard sollte es als Zugabe noch auf's Plattenhorn gehen und via Nordflanke hinab nach Vernela, und schliesslich via Isenfürggli zurück ins Flüelatal.
Stephan hatte die Tour vor zwei Wochen bereits rekognosziert (Bericht), und war heute so freundlich mich auf dieser Tour noch einmal zu begleiten 😅 Obschon vor einigen Tagen noch etwas Neuschnee fiel, lag die Lawinengefahr wieder auf gering; dies war eine Voraussetzung für die vielen, steilen Flanken.
(Auf dem Vereinapass - der Piz Linard 3410m rückt näher)
//Tour
Nachdem wir uns durch den WEF Stau um eine halbe Stunde verspätet hatten, sind wir schliesslich kurz vor 8:00 Uhr in Tschuggen Pkt. 1937m gestartet. Die Temperaturen lagen bei frostigen -7° Grad, aber das würde sich im Laufe des Tages noch ändern. Der Gefrierpunkt würde heute Mittag auf 3000m zu liegen kommen. Relativ zügig ging es via Mattjisch Tälli auf das Pischahorn 2980m. Zum Glück war Stephan vom ersten Meter an mit Spurarbeit beschäftigt, so konnte ich immerhin halbwegs folgen.
(Anstieg in der Westwandrinne 🤟)
Auf dem Gipfel genossen wir die ersten Sonnenstrahlen und die tolle Sicht auf den Linard, welcher in weiter Ferne gegen den Himmel ragte. Wollten wir tatsächlich dort hin? Ich sprach mir Mut zu, dass ich es schon irgendwie schaffen würde, und in kleinen Abschnitten denken musste.
Tatsächlich stand nun als Erstes die Abfahrt durch das Chlein Hafentälli bevor. Diese brachte die Ernüchterung und Gewissheit, dass die Schneeverhältnisse heute alles andere als gut sein würden; der Wind hatte in erhöhten Lagen ganze Arbeit geleistet, und dem Pulverschnee einen harten Deckel verliehen. Anstatt Pulverschnee shredden war stattdessen Survival Skiing angesagt, sehr schade.
(Piz Linard Gipfelgrat, ziemlich luftig und mit Wechten überzogen || Gipfelboyz 😎)
Wir waren uns einig, dass wir den Kopf nicht in den Schnee stecken würden, und trotzdem einmal Richtung Linard aufbrechen würden. Im Vereinatal somit wieder angefellt und den langen Hatsch Richtung Vereinapass Pkt. 2593m in Angriff genommen. Der Piz Linard rückte indes näher und näher, und auf dem Pass wurden wir von dessen Masse beinahe erdrückt. Die Westwandrinne, über welche wir den Gipfel zu besteigen gedachten, schaute aus dieser Perspektive sehr eindrücklich aus, doch wir wussten ja, dass das Gelände prinzipiell gut gangbar und nicht extrem sein würde.
(Piz Linard Westwandrinnne)
Es folgte eine kurze Abfahrt ins Val Saglians, bevor wir gegen die Westwandrinne anstiegen. Auf 2800m wurde das Gelände schliesslich zu steil für den Skianstieg, und so kamen die Ski fortan auf den Sack. Mit montierten Steigeisen stapften wir die Westwandrinne empor. Auf ca. 3100m hatten wir die Hoffnung letztlich aufgegeben, dass wir noch besseren Schnee antreffen würden. Somit deponierten wir die Ski, und nahmen den oberen Abschnitt der Rinne mit leichtem Gepäck in Angriff. Am Ende der Rinne nahmen wir den Pickel zur Hand, und kletterten über den scharfen, ausgesetzten NW-Grat dem Gipfel entgegen.
(Perfekte Sicht vom Plattenhorn auf König Linard 👑)
Im 3. Anlauf hatte es nun endlich geklappt, ich stand auf dem König der Silvretta, zusammen mit dem besten Tourenpartner den man sich vorstellen kann, danke Stephan! Unterdessen waren wir 5 Stunden unterwegs, dies bedeutete ungefähr Halbzeit und wir mussten uns ranhalten, falls wir die Tour noch bei Tageslicht beenden wollten. Für den Notfall hatten wir allerdings jeder eine Stirnlampe dabei...
Mit der nötigen Vorsicht kletterten wir über den Grat zurück in die Westwandrinne, und stapften diese hinab bis zum Skidepot. Dies ging zügig vonstatten und wir waren kaum langsamer als bei einer Skiabfahrt. Der Skiteil war wiederum zu vergessen, erst am Ende der Rinne gab es einige schönere Schwünge ohne Winddeckel.
(Plattenhorn S-Flanke || Ein letzter Anstieg zum Isenfürggli)
Nach einer kurzen Pause machten wir uns schliesslich an den Anstieg via Vereinapass auf das Hintere Plattenhorn. Ohne Schwierigkeiten erreichten wir den Sattel Pkt. 3045m. Nachdem wir die Steilstufe auf der Nordseite mit Steigeisen gequert hatten, gelangten wir nach wenigen Minuten zum höchsten Punkt 3186m. Wir genossen die perfekte Sicht auf König Linard mit seiner Westwandrinne, welche wir kurze Zeit zuvor begangen hatten.
Den Plan, im Anschluss durch das Nordcouloir ins Vernela abzufahren, mussten wir leider verwerfen, das wäre keine Genuss sondern nur Kampf und Krampf. Besser später einmal zurückkommen bei guten Schneebedingungen.
Stattdessen fuhren wir erneut das Schneetälli hinab ins Süser Tal, und erreichten wenig später die Fläche bei Säss Pkt. 1970m im Vereinatal. Nun verblieb noch der Gegenanstieg zum Isenfürggli Pkt. 2765m, dem Tor zum Himmel sozusagen. Dank ausgiebigem Carbo-Reload (in Form eines Sandwiches und Cola) kamen die Lebensgeister halbwegs zurück. Während Stephan wiederum mit strenger Spurarbeit beschäftigt war, konnte ich dementsprechend gut folgen. Ein Gel auf halbem Weg half mir, auch noch die restlichen Meter bis zum Übergang ins Flüelatal zu schaffen.
Erleichterung machte sich breit, als wir endlich dort eintrafen, nun würden wir es definitiv zurück nach Hause schaffen! Wir genossen die tolle Abendstimmung, Piz Linard und Plattenhörner wurden rot eingefärbt. Lange wollten wir nicht verweilen, um noch mit dem letzten Tageslicht hinunter ins Tal zu gelangen. Noch einmal war konzentriertes Survival Skiing angesagt, bis wir schliesslich müde aber wohlbehalten in Tschuggen eintrafen. Ein langer, aber grossartiger Tag ging zu Ende! Vielen Dank Stephan für alles!
//Fazit:
Gut Ding will Weile haben - beim 3. Anlauf hatte es nun endlich geklappt mit dem König der Silvretta!
Die Schneeverhältnisse waren leider schrecklich in allen Expositionen, es brauchte dringend Neuschnee ohne Wind! So hatten wir uns schweren Herzens gegen die steile N-Abfahrt vom Plattenhorn und stattdessen für die verkrusteten Südhänge entschieden - trotz allem eine kluge Entscheidung.
Und daher, obschon es eine Tortour war, schrie das Ganze förmlich nach einer Wiederholung, bei guten Schneeverhältnissen natürlich!
(Ein langer Tag neigt sich dem Ende entgegen || Piz Linard, Plattenhörner und Dynafit DNA 😍)
//Facts:
- Route: Tchuggen - Mattjisch Täli - Pischahorn - Chlein Hafentälli - Riedböden - Vereinatal - Säss - Süser Tal - Vereinapass - Westwandrinne - Piz Linard - Westwandrinne - Vereinapass - Schneetälli - Plattenhörner - Schneetälli - Süser Tal - Säss - Isenfürggli - Tschuggenberg - Tschuggen.
- Distanz: 36km
- Höhenmeter: 4210m
- Verpflegung: 3 Energybars, 1 Gel, 1 Sandwich, 1.5l Flüssigkeit.
- Ausrüstung: Helm, Steigeisen, Pickel, Harscheisen, Ersatzfelle, Sonnenbrille, Stirnlampe, First-Aid Kit.
//Die Schwierigkeiten:
- Pischahorn Nord (Chlein Hafentälli): Einfahrt steil 35-40°, sichere Lawinenverhältnisse sind Voraussetzung.
- Piz Linard Westwandrinne: Skianstieg bis auf 2800m, dann zu Fuss 40-45° auf 600hm. Für Anstieg in der Rinne Steigeisen und Stöcke, den exponierten Gipfelgrat mit Pickel. Vorsicht Wechten!
- Plattenhorn Südflanke: 35-40° auf 300hm: Starke Sonneneinstrahlung. Im Aufstieg Übergang auf Nordseite mit Steigeisen da sehr exponiert und gedeckelte Triebschneeeinlagerungen.
//Die Zeiten:
- Start Tschuggen Pkt. 1937m um 07:52 Uhr.
- Ankunft Pischahorn 2980m um 09:12 Uhr.
- Ankunft Piz Linard 3410m um 12:46 Uhr.
- Ankunft Plattenhorn 3200m um 14:56 Uhr.
- Ankunft Isenfürggli Pkt. 2765m um 17:09 Uhr.
- Ankunft Tschuggen Pkt. 1937m um 17:30 Uhr.
- Total mit Pausen: 9:38 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Vorsicht vor Triebschnee nördlich von Pkt. 3045m beim Hinteren Plattenhorn. Diese Stelle besser zu Fuss queren als mit Ski, so oder so erfordert die darauf folgende Steilstufe ein Bootpack.
(Die Piz Linard 3410m Westwandrinne im Sommer - kaum zu glauben, dass man da im Winter einfach so hochläuft!)
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