Beschreibung | Skyrunning Chörbsch Horn 2651m
(Blick Richtung Chörbsch Horn 2651m - noch winterlich verschneit)
//Motivation
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt (...) Relativ spontan hatte ich beschlossen, die Regenpause sinnvoll zu nutzen und die randvollen Glycogenspeicher zu entleeren. Da in erhöhten Lagen ab ca. 2500m noch viel Schnee liegen würde, sollte von Vorteil ein südseitiges Ziel gewählt werden, oder man würde sich auf aperen Graten bewegen müssen. Das Chörbsch Horn 2651m ab Frauenkirch erfüllte beide Voraussetzungen, somit war der Entscheid schnell gefasst. Um den Lauf noch etwas aufzupeppen, würde ich anschliessend zur Schatzalp Pkt. 1861m hinüberhalten, wo Frau und Kinder auf mich warteten.
//Berglauf
Aller Start ist hart - aber jener von Frauenkirch Pkt. 1505m Richtung Stafelalp Pkt. 1894m insbesondere: Es bleibt kaum Zeit um warmzulaufen, bereits nach wenigen Metern steigt das Gelände an und lässt den Puls in unerdenkliche Höhen schnellen; dass man sich so richtig schlecht fühlt dabei und am liebsten zur Umkehr geneigt ist, unabhängig vom derzeitigen Fitness- und Trainingszustand. Der Wanderweg führt durch schöne Alpweiden und sanfte Blumenwiesen, bis man die Häuser von Matten Pkt. 1663m, und wenig später den Waldrand des Foppabodenwaldes erreicht. Hier hatte ich endlich den Tritt gefunden, und gelangte demnach zügig auf der Forststrasse hinauf zur Stafelalp Pkt. 1894m.
Während wir gestern noch im schnucken Berghaus eingekehrt waren, hatte ich es heute links liegen gelassen, und bin zügig weiter Richtung Chörbsch Horn 2651m angestiegen. Der relativ schlecht ausgebaute Bergweg führte kompromisslos steil über Chüewang hinauf zu Pkt. 2194m, ich war froh, dass ich diese erste Etappe ohne Hänger hatte durchziehen können. Bereits jetzt musste ich bemerken, dass das Chörbsch Horn 2651m im Sommer lange nicht so attraktiv war wie im Winter, wo sich täglich hunderte Skitourengänger Richtung Gipfel quälen: klick!
Auf dem Grat wurde es dann recht frisch und windig, ich war äusserst froh über die wärmenden Armlinge. Der erdige Boden knirschte und knackte unter den Füssen, erst mit der Zeit wurde mir bewusst, dass dieser noch gefroren war. Auch passierte ich nun bereits die ersten Schneefelder, hier oben war tatsächlich noch Winter, und es hatte sich seit geraumer Zeit noch niemand hier hoch bemüht. Als ich schliesslich den Pkt. 2457m erreichte, konnte ich das ganze Gebiet überblicken, und was ich sehen konnte hatte mich nicht gerade zuversichtlich gestimmt. Das Chörbsch Horn war noch komplett weiss, und der Bergweg unter einer dicken Schneedecke begraben, auf den Gipfel musste ich wohl oder übel verzichten, das war jetzt schon klar.
Als Notlösung oder positiver ausgedrückt als Alternativziel wollte ich stattdessen den Vorgipfel ca. 2570m südlich der Chörbschhornhütte 2575m ansteuern, dieser würde mit nur wenig Schneekontakt gut möglich sein, da man sich mehr oder weniger an den Grat halten kann. Unterdessen hatten sich die dunklen Wolken verdichtet und leichter Schneefall hatte eingesetzt - die Natur liess es mich so richtig spüren. Nach etwas mehr als einer Stunde stand ich schliesslich auf meinem Gipfel, ich war froh trotz widriger Verhältnisse bis hierhin durchgebissen zu haben.
Da keine Aussicht auf eine rasche Wetterbesserung bestand, wollte ich die Zeit nutzen, um bei einigermassen guter Sicht hinüber zum Strelapass Pkt. 2346m und hinunter zur Schatzalp Pkt. 1861m zu gelangen. In der Folge lief ich quer über das verlassene Hochmoor und viele Altschneefelder südlich am Hanengretji Pkt. 2528m vorbei - es war ein tolles Gefühl in dieser Einsamkeit zu Laufen, an die nassen Schuhe hatte ich mich schon lange gewöhnt. Auf ca. 2360m hatte ich eine nächste Entscheidung zu treffen: Entweder konnte ich mich weiter durch den Schnee kämpfen Richtung Wannengrat und Latschüelfurgga Pkt. 2409m, wo ich auf den verschneiten Bergweg treffen würde, um weiter Richtung Strelapass Pkt. 2346m zu laufen, oder aber direkt über die steilen Hänge von Tirmed hinunter zur Lochalp Pkt. 2003m absteigen, und auf dem Wanderweg zur Schatzalp Pkt. 1861m hinübergelangen. Die unsichere Wetterlage und zunehmend schlechte Sicht hatten mich letzendlich zur Direttissima bewogen, da ich keine Lust auf irgendwelche Experimente hatte.
Schneller und einfacher als erwartet gelangte ich somit hinunter zur Lochalp Pkt. 2003m und zurück in die Zivilisation, eine spürbare Erleichterung hatte sich in mir breitgemacht. So konnte ich mich gemütlich an die letzten Kilometer zur Schatzalp resp. Strelaalp aufmachen, und erstmals sogar ans essen denken. Nach einem Gel fühlte ich mich gleich wieder besser, und konnte so auf den letzten Metern bis zum Ziel das Tempo noch einmal forcieren.
Nachdem ich mich in der warmen Gaststube aufgewärmt und gestärkt hatte, und schliesslich die ganze Familie beisammen war, gingen wir zum Spassprogramm über. Keinesfalls wollten wir die Sommer-Schlittelbahn verpassen. Wie erwaret war die Aktion ein voller Erfolg, Gross und Klein hatten ihre Freude dabei, und wären am liebsten ewig weitergerodelt. Mit dem Versprechen bald zurückzukommen konnten wir schliesslich von dannen ziehen.
//Fazit:
Trotz Mistwetter war es ein toller und intensiver Lauf in einer derzeit noch sehr rauen und einsamen Gegend. Das avisierte Ziel Strelapass Pkt. 2346m musste ich leider auslassen, dafür lag einfach noch zuviel Schnee in der Höhe. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden, beim nächsten Mal werde ich dann hoffentlich mehr Glück haben.
//Facts:
- Route: Davos Frauenkirch Ptk. 1505m - Stafelalp Pkt. 1894m - Chörbsch Horn Vorgipfel ca. 2570m - Lochalp Pkt. 2003m - Schatzalp Pkt. 1861m - Strelaalp Pkt. 1916m.
- Distanz: 11.95km
- Höhenmeter: 1310m
- Maxpuls: 167bpm
- Schnittpuls: 144bpm
- Zeit: 2:02'07 (inkl. Pausen und mehrmaligem Kartenstudium)
- Ausrüstung: Landeskarte 1:25000, Sportuhr, Biketrikot mit praktischen Rückentaschen (die beste Wahl, wenn man nicht gleich einen Rucksack mitschleppen möchte), Armlinge, 3/4 Hosen, Kompressionssocken, Getränkegurt.
- Schuhe: Dynafit MS Feline Ghost
- Food: 1 Stk. Gel, 0.75l Isogetränk
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Berglaufs können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Im Hochsommer oder Herbst, wenn die Flanken und Wege schneefrei sind, kann man die Tour beliebig ausbauen, und mit genügend Biss und Ausdauer sogar bis zur Weissfluh 2843m hochlaufen. Der Vorteil auch hier, dass man anschliessend vom Weissfluhjoch Pkt. 2693m gemütlich mit der Bahn ins Tal gelangen kann. Über die Betriebszeiten der Bahn kann man sich hier informieren.
Fotos liegen auf Bergläufen meistens nicht drin - daran muss ich mich erst noch gewöhnen.
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